Wohltuende Massage fürs Pferd: So geht es richtig!

Jeder genießt wohl gerne eine wohltuende und entspannende Massage, da geht es auch den Pferden nicht anders. Eine gute Massage steigert das Wohlbefinden und stärkt die Verbindung zwischen Mensch und Pferd. Doch wie genau massiert man sein Pferd am besten und was muss man dabei beachten?

Massage Pferd

Massagen gehören zum Bereich der Physiotherapie, welche sich vor allem mit den Weichteilen des Körpers beschäftigt. Dazu gehören neben den Muskeln auch die Sehnen und Bänder des gesamten Körpers. Das Wissen um die Anatomie und Physiologie des Körpers sind damit unumgänglich. Das Ziel der Physiotherapie ist es, den gesamten Organismus anzuregen und somit durch die Selbstheilungskräfte des Körpers die Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen.

Auch „Blockaden“ können gelöst werden, dabei handelt es sich aber nicht, wie umgangssprachlich gerne gesagt, um ernsthaft ausgerenkte Gelenke! Der Bewegungsspielraum eines Gelenks kann eingeschränkt bzw. „blockiert“ sein, wodurch der Bewegungsablauf eines Gelenks oder Wirbels nicht mehr optimal stattfinden kann. Oftmals stecken dahinter Verklebungen von Faszien oder Verspannungen der Muskulatur, aber auch Arthrosen können ein möglicher Grund einer Blockade sein.

Ein guter Physiotherapeut ersetzt zwar keinen Tierarzt, kann aber bei den unterschiedlichsten Problemen helfen und unterstützen. So sind zum Beispiel unerklärliche Lahmheit, Probleme beim Reiten oder mit der Biegung oftmals ein Fall für den Physiotherapeuten. Massagen sind dabei nur ein kleiner Teil der Bewegungstherapie eines Physiotherapeuten. Sie sollten möglichst regelmäßig angewendet werden um zum Erfolg zu führen und können oftmals nach Anleitung auch vom Pferdebesitzer selbst durchgeführt werden.

Pony

Ganz wichtig hierbei ist allerdings, dass ein Problem vorher immer erst mit einem Tierarzt abgeklärt wird. So sollten zum Beispiel keine Gelenke mit Arthrosen manipuliert werden, da dies eher zu einer Verschlimmerung, als zur Besserung führen würde!

Massagen können sehr gut in den Alltag integriert werden und fördern nicht nur das Wohlbefinden des Pferdes und die Nähe zueinander, sondern helfen auch, ein besseres Verständnis für den Pferdekörper und eventuelle Probleme zu bekommen. Bei der Massage werden nicht nur Haut, Bindegewebe und Muskulatur beeinflusst, sondern der gesamte Organismus angeregt und somit auch die Psyche des Pferdes angesprochen. Die Durchblutung wird verstärkt, wodurch der Stoffwechsel in Schwung kommt und auch Abbauprodukte besser abtransportiert werden können. Auch Verkrampfungen und Verklebungen können gelöst, sowie der Lymphfluss angeregt werden.

Maultier

Das Pferd kann sowohl zur Vorbereitung auf das Training, als auch zur Entspannung und Lockerung nach einer Einheit oder einem anstrengenden Turniertag und ähnlichem massiert werden. Oder aber beispielsweise an einem trainingsfreien Tag, nach einem gemütlichen Spaziergang oder während einer Ruhephase wegen Krankheit. In diesem Fall sollten die Massagen aber auf jeden Fall vorher mit dem Tierarzt abgeklärt werden!

Ganz wichtig dabei ist ein ruhiges Umfeld, in dem sich das Pferd gerne entspannt und wohl fühlt. Zudem sollte man ausreichend Zeit und Geduld mitbringen, um sich ganz auf das Pferd einzulassen. Beachte bei einer Massage immer die Reaktionen des Pferdes. Genießt es eine Stelle besonders, juckt es zum Beispiel dort? Oder weicht es aus, zeigt es Abwehrreaktionen oder Unmut? Ein Zittern der Haut, wie wenn eine Fliege darauf gelandet, wäre zum Beispiel solch ist ein Zeichen, genauso wie Ohren anlegen, Kopf- oder Schweifschlagen, oder gar treten oder beißen. Solche Reaktionen sollte man immer ernst nehmen und auf das Pferd eingehen, sie können ein Zeichen für ein größeres Problem sein und gehören in fachkundige Hände!

Massage-Griffe

Streichen

Massage Pferd

Zu Beginn einer Massage geht es in erster Linie um das Fühlen und Spüren des Pferdes. Der gesamte Körper wird mit den flachen Händen sanft in Fellrichtung abgestrichen und jede Kleinigkeit wird dabei beachtet. Besonders Temperaturunterschiede und festeres oder weicheres Gewebe sind interessant, aber auch Gallen, Narben oder Schwellungen, sowie Unterschiede oder gar „Löcher“ in der Muskulatur sollten beachtet werden. Ein kalter Bereich spricht für eine Anspannung der Muskulatur, wodurch er weniger stark durchblutet wird, wohingegen ein besonders warmer Bereich auf eine mögliche Entzündung hindeuten kann.

Das Abstreichen sollte für das Pferd angenehm sein und den Körper auf die kommende Massage vorbereiten und aufwecken. Auch zum Abschluss einer Massage wird nochmals das komplette Pferd abgestrichen. So gibt es einen schönen Ausklang und es können eventuelle Veränderungen durch die Massage festgestellt werden.

 

Kneten

Massage Pferd

Besonders große Muskelflächen eignen sich für ein sanftes Kneten mit den Händen. Hierbei können Verspannungen vorsichtig gelöst werden und die Durchblutung wird angeregt.

 

Kreisen

Massage Pferd

Mithilfe der Fingerspitzen oder des Handballens wird mit ein wenig Druck in kreisenden Bewegungen der Muskel stimuliert. Auch hierbei können Verspannungen gelöst werden und die Durchblutung wird angeregt.

 

Klopfen

Massage Pferd

Ein sanftes Klopfen mit der Handkante, der flachen Hand oder den Fingerkuppen wirkt anregend auf die Muskulatur und kann super zur Vorbereitung vor dem Training eingesetzt werden.

 

Schütteln

Massage Pferd

Einige Muskeln wie zum Beispiel am Hals oder der Hinterhand können umfasst und in kleinen Bewegungen ausgeschüttelt werden. Das wirkt lockernd und entkrampfend auf den jeweiligen Muskel und beeinflusst auch die anderen umliegenden Muskelgruppen positiv.

 

Zupfen

Massage Pferd

Mit den Fingerkuppen wird eine Hautfalte sanft angehoben und dicht am Körper entlang gerollt bzw. geschoben. Hierbei können vor allem Verklebungen der Faszien des Bindegewebes gelöst werden. Wichtig dabei ist, dass man das Pferd nicht kneift und an der Hautfalte nicht zu stark gezogen wird, damit es keine Schmerzen bereitet. Diese Technik sollte nur an lockeren, großen Muskelgruppen angewendet werden.

Mehr zum Thema “Faszien bei Pferden” erfahrt ihr bei den Pferdefreunden! 

 

Jedes Pferd reagiert anders auf die unterschiedlichen Massagegriffe. Es empfiehlt sich die unterschiedlichen Techniken in Ruhe an verschiedenen Stellen und mit unterschiedlicher Intensität auszuprobieren, um die individuellen Bedürfnisse des eigenen Pferdes herauszufinden. Manche Pferde sind sehr empfindlich, wohingegen andere eine stärkere Massage wünschen, da sie sonst schnell kitzlig sind. Auch wird es unterschiedliche Tagesformen geben oder manche Stellen werden mal empfindlicher sein und mehr Aufmerksamkeit benötigen als an anderen Tagen.

Einen weiteren tollen Artikel zu den verschiedenen Körperstellen und jeweils geeigneten Massagegriffen findest du bei Fü(h)rpferd.

Pferd wälzen

Massage-Öl

Wer sich selbst schon einmal hat massieren lassen, kennt bestimmt, wie wohltuend und angenehm Massageöle sind. Das Öl gibt nicht nur ein wohlig warmes Gefühl, sondern macht die Massage insgesamt angenehmer, da die Hände des Massierenden flüssigere Massagebewegungen machen können, welche für Entspannung und Schmerzlinderung sorgen. Außerdem können Massageöle die Haut zusätzlich mit Nährstoffen versorgen und sie vor Trockenheit schützen.

Wer einmal ausprobieren möchte, bei der Massage seines Pferdes ebenfalls ein geeignetes Massageöl einzusetzen, dem kann ich das Zechpet Magnesiumöl empfehlen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Massageölen für Menschen, ist dieses nicht wirklich ein Öl, sondern eine gesättigte Minerallösung und hinterlässt damit keine unschönen fettigen Rückstände auf dem Fell.  Die Inhaltsstoffe sind ausschließlich Wasser und natürlich gewonnenes Magnesiumsalz, trotzdem fühlt es sich wie Öl an. Das Massageöl ist daher auch frei von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen und tatsächlich geruchsfrei. Praktisch an diesem Öl ist, dass es gleich in einer wiederbefüllbaren, handlichen Sprühflasche erhältlich ist. So lässt sich das Massageöl gleichmäßig und ohne herunterlaufen auf das Fell an den Stellen aufbringen, an denen man das Pferd massieren möchte.

Massage Öl Pferd

Weitere Informationen zu dem Zechpet Magnesiumöl findet ihr auf www.zechpet.de.

Erhältlich ist es u.a. im Zechpet-Shop und bei Amazon°.

Vielen Dank an die Sarenius GmbH für die Bereitstellung des Zechpet Magnesiumöls!

 

Ganz wichtig bei einer Massage ist neben Ruhe und Zeit das richtige Feingefühl, damit das Wohlbefinden des Pferdes gesteigert wird und es die Massage nicht als unangenehm empfindet. Einige Pferde müssen sich an diese Art der Zuneigung erst gewöhnen, sie sollten langsam an Massagen heran geführt werden. Wenn man auf Verklebungen oder Verhärtungen in der Muskulatur trifft, sollten diese nie mit Kraft gelöst werden wollen. Stattdessen wird ganz in Ruhe immer wieder etwas vor der betroffenen Stelle angesetzt und sich langsam zum Problem vorgearbeitet. Mit ausreichend Geduld kann oftmals eine deutliche Besserung in vielen kleinen Einzelschritten erreicht werden. Sollte keine Besserung zu erreichen sein oder das Pferd wie oben beschrieben Abwehr- oder Schmerzreaktionen zeigen, ist auf jeden Fall ein guter Physiotherapeut gefragt!

Eine Massage darf niemals auf Knochen wie beispielsweise der Wirbelsäule oder Gelenken wie an den Beinen durchgeführt werden, sondern ist für die Muskulatur des Pferdes bestimmt. Sie würde sonst zu großen Schmerzen bis hin zu Knochenhaut-Reizungen beim Pferd führen und wäre damit in keinster Weise förderlich. Ebenfalls sollte beachtet werden, dass eine Massage, besonders am Anfang, zu Muskelkater führen kann. Das Pferd muss also langsam daran gewöhnt werden und sollte nach den ersten Massageeinheiten nur locker bewegt werden.

Pony Koppel

Wer sein Pferd regelmäßig massiert, wird Veränderungen im Körper und daraus eventuell resultierende Probleme schneller beobachten und feststellen können. Man erhält einen Vergleich zu vorherigen Massagen und bekommt ein tolles Gespür für das eigene Pferd mit seinen ganzen Besonderheiten. Eine Steigerung des Wohlbefindens beim Pferd führt auch zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit, weshalb Massagen nicht nur eine tolle Gelegenheit zur Stärkung von Bindung, Nähe und Vertrauen zum Pferd, sondern auch eine sinnvolle Ergänzung zum Training sind.

Buch-Tipp Massage

Wer nun weitere, ausführlichere Informationen zum Thema Physiotherapie und Massage für Pferde haben möchte, dem kann ich das Buch „Massage für mein Pferd – Fit durch Physiotherapie“° empfehlen.

Massage Buchtipp

Nach einer Erklärung der Physiotherapie, möglicher Einsatzgebiete und Therapieformen befassen sich die beiden Autorinnen, beide gelernte Physiotherapeutinnen, mit der Anatomie und Physiologie des Pferdes, ein super wichtiger Punkt in meinen Augen. Jeder Pferdebesitzer sollte sich intensiv damit auseinander setzen, unabhängig davon, ob er sein Pferd massieren möchte oder nicht. Nur wer den Pferdekörper versteht, kann sein Pferd optimal trainieren und unterstützen. Danach folgen mögliche Erkrankungen und Probleme und deren Behandlung. Die Betonung liegt hierbei allerdings immer wieder darauf, wann ein Fachmann benötigt wird, sowie einer Beschreibung, wie dieser genau arbeitet. Der Massageteil beschreibt dann hingegen auch sehr genau, wie man sein Pferd selbst optimal massieren kann, welche Griffe dazu angewendet werden und welche Muskelgruppen wann und wie optimal unterstützt werden können.

Zudem wird über den Bereich der traditionellen chinesischen Medizin informiert und ein kleiner Abriss über mögliche Handgriffe für Laien aus der Akupressur gegeben. Auch die Dehnung von Vorder- und Hintergliedmaßen, sowie der Halswirbelsäule, wird erklärt. Den Abschluss macht ein Kapitel über Gesundheitsvorsorge mit den Punkten Haltung, Fütterung und Training.

Massage Pferd

Alles in allem wird in diesem Buch ein guter Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Physiotherapie gegeben und die Arbeitsweise eines Physiotherapeuten erklärt. In meinen Augen impliziert der Titel allerdings mehr „selber machen“, als es dann im Buch zu finden ist. Nur recht wenig Platz bekommen die Massagegriffe und Einsatzmöglichkeiten am Pferd, trotzdem habe ich das Gefühl gut informiert worden zu sein. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass viele Pferdemenschen gerne selbst herumdoktern, anstatt rechtzeitig einen Fachmann kommen zu lassen. Ich denke genau dem wollen die Autorinnen vorbeugen, weswegen immer wieder auf die Qualität eines guten Physiotherapeuten und mögliche Gefahren beim selber machen hingewiesen wird.

Schade finde ich, dass nur zwei Institute als geeigneten Ausbildungsstätten für Physiotherapeuten genannt werden, genau die beiden, in denen die Autorinnen gelernt haben. Wie objektiv das beurteilt wurde, lassen wir nun mal dahin gestellt. Sicherlich ist eine gute Ausbildung als Physiotherapeut unabdingbar, zumal die Berufsbezeichnung in Deutschland nicht geschützt ist, aber meiner Meinung nach gibt es mehr als diese beiden Institute, die eine vernünftige Ausbildung hierzu anbieten. Auch die Empfehlungen zum Kraftfutter und dem Einsatz von Hilfszügeln entsprechen nicht meinem aktuellen Wissensstand und ich finde es fast etwas befremdlich, dass heutzutage Physiotherapeuten, welche die Lockerung und optimale Arbeit des Pferdekörpers im Visier haben, gleichzeitig immer noch das Longieren mit Ausbindern empfehlen, aber das ist ein eigenes Thema und auch nicht hauptsächlicher Bestandteil dieses Buches!

Meine Kritikpunkte möchte ich trotzdem ehrlich nennen, denn mit diesen Informationen im Hinterkopf ist das Buch alles in allem wirklich empfehlenswert und sollte dazu genutzt werden, was der Titel ankündigt: umfassende Informationen rund um das Thema Pferdemassage und mögliche Einsatzorte von Physiotherapie.

Vielen Dank an den Ulmer Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Zusammenfassung

Eine Massage fördert einerseits die Zweisamkeit, das Vertrauen und die Bindung zwischen Mensch und Pferd, andererseits aber auch die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des Pferdes. Regelmäßig angewendet bekommt man ein tolles Gefühl für sein Pferd, seine Probleme und seine Empfindungen, sowie daraus resultierenden Schwierigkeiten. Man kann es mithilfe einer Massage individuell auf das Training vorbereiten, nach dem Training entspannen oder an freien Tagen lockern und unterstützen.

Pferd Reiten

Bei der Pferdeflüsterei findest du einen tollen Beitrag mit “10 Gründen, warum du dein Pferd massieren solltest“!

Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Thema Massage beim Pferd? Massiert ihr euer Pferd vielleicht regelmäßig und wenn ja, welche Veränderungen habt ihr feststellen können?

5 Gedanken zu “Wohltuende Massage fürs Pferd: So geht es richtig!

  1. Bei uns in Winterthur werden spezielle Massagekurse für Pferde angeboten – von einem ausgebildeten Pferdephysiotherapeuten. Nach dem lesen deines Artikels habe ich mich schließlich zu einem solchen Massage Kurs angemeldet und bin nun gespannt, was mich erwartet.

  2. […] mit in mein Programm mit den Ponys aufnehmen, zum Beispiel nach einem Spaziergang, zusammen mit einer kleinen Massage und den Balance-Pads. Ich denke, jedes Pferd kann davon nur […]

  3. […] zum Massageöl von ZECHPET kannst du übrigens hier bei Fü(h)rpferd nachlesen und auch bei Nordfalben gibt es viele tolle Massagetipps fürs […]

  4. Anna Niemczyk

    Hallo, ich habe eine Frage, würdest du auch jemandem unerfahrenen raten zu massieren auch wenn schon Probleme bekannz sind (Kissing Spines) oder sollte so etwas lieber nur jemand ausgebildetes machen und derjenige zeigt mir für den Fall spezielle Möglichkeiten.
    Danke und viele Grüße
    Anna

    • Hey!
      Grundsätzlich kannst du auch bei bekannten Problemen dein Pferd massieren, ich würde aber immer raten den betroffenen Bereich, in deinem Fall also den Rücken, dabei auszusparen. Erst nach Rücksprache mit einem Tierarzt oder Physiotherapeuten, der einem genau zeigen kann was förderlich ist und was man nicht machen darf, würde ich mich dann vorsichtig an den Rücken trauen.
      LG

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