Einmal All-Inclusive für’s Pferd, bitte! – Vor- & Nachteile von Vollpension

Gastbeitrag von Vanessa May mit Lucy zum Thema Vollpension:

In vielen Ställen kannst Du selbst entscheiden, wie viel von der Arbeit, die rund um’s Pferd anfällt, Du selbst erledigen möchtest. Die Preise sind nach Leistungen gestaffelt und steigen, je nachdem, wie viel für Dich (bzw. Dein Pferd) erledigt werden soll. Manchmal gibt es auch reine Selbstversorgerställe, in denen Dir “nur” die Anlage (Boxen, Paddocks, Wiesen, Trainingsmöglichkeiten wie Halle und Platz) zur Verfügung gestellt wird und Du alles drum herum (Heu/Einstreut kaufen, Pferde rein- und raus bringen, Boxen ausmisten etc.) selbst erledigen musst. Manche Ställe wollen auch, beispielweise Aufgrund großer Raufutter- und Einsteuverschwendung, nicht, dass die Einsteller selbst mit anpacken, hier ist also nur Vollpension möglich.
Einen ausführen Beitrag von Lina über das Dasein als Selbstversorger kannst Du bei “Mehr als nur ein Rasenmäher” lesen.

Vollpension

Vorteile der Vollpension
Der größte Vorteil ist wohl, dass Du den Großteil Deiner Freizeit Deinem Pferd widmen kannst. Du musst Dir keine (oder wenig) Gedanken über Deine Zeiteinteilung am Stall machen. Aufgaben wie das ausmisten, füttern und die Anlagenpflege werden für Dich übernommen. Über die Verfügbarkeit von Raufutter und Einstreu musst Du Dir keine Gedanken machen. Mir persönlich ist es auch wichtig, dass ständig jemand am Stall ist und bei den Pferden herumwuselt, denn so fällt sofort auf, wenn etwas nicht stimmt (beispielsweise ein Pferd verletzt ist oder eine Kolik hat). Wenn Du in den Urlaub fährst, musst Du in der Regel nur dafür sorgen, dass jemand Dein Pferd bewegt, denn für alles andere wird ja sowieso schon gesorgt.

Vollpension

Nachteile der Vollpension
Auf viele Dinge hast Du keinen Einfluss bzw. hast Du keine andere Wahl. Der Stallbetreiber bestimmt das Einstreu (mit etwas Glück kannst Du aus zwei Varianten auswählen), die Menge des Raufutters etc. Gerade letzteres führt immer wieder zu Konflikten, denn Pferde benötigen viel und ständig Raufutter, die Stallbesitzer wollen aber häufig nichts verschwenden, da Heu nicht einfach herzustellen, zu lagern und somit auch sehr teuer ist. Arbeiten wie das ausmisten werden eventuell nicht so erledigt, wie Du es gerne hättest. Oder der Reitplatz wurde schon seit Wochen nicht abgezogen und deshalb gibt es viele, tiefe Löcher im Sand, die beim Bewegen des Pferdes eine Gefahr für die Gesundheit darstellen können.

Vollpension

Eine Frage des Geldes
Nicht außer Acht lassen sollte man die höheren Kosten der Vollpension. Meist kann man von mindestens dem doppelten Selbstversorger-Preis ausgehen. In unserer Region gibt es Beispielweise Selbstversorger-Ställe, die zwischen 100-150€ monatlich Kosten (allerdings müssen hier ggf. noch Raufutter, Kraftfutter, Reparatur/Materialen hinzugerechnet werden). Meist sind dies aber Ställe, die “nur” über einen Reitplatz und Ausreitgelände verfügen. Manchmal haben sie auch nur das Gelände. Wenn Du also nicht ausschließlich im Freien reiten willst und etwas mehr “Luxus” für den Reiter haben möchtest, musst Du tiefer in die Tasche greifen. Bei uns gibt es kaum Vollpensions-Ställe unter 300€, bei denen runderherum alles passt.

Vollpension

Schon vor dem Pferdekauf solltest Du also abwägen, wie viel Zeit und Geld Du investieren kannst und willst. Beide Faktoren spielen in meinen Augen eine große Rolle. Am besten schaust Du Dir auch schon Ställe an und reservierst Dir in Deinem Traumstall einen freien Platz

Vielen Dank an Vanessa für diesen tollen Gastbeitrag! Mehr von ihr und Lucy findest du zum Beispiel bei Youtube oder Instagram.

Im Beitrag “Wie weit geht man für eine artgerechte Haltung?” haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie viel Egoismus bei der Stallwahl angebracht ist.

3 Gedanken zu “Einmal All-Inclusive für’s Pferd, bitte! – Vor- & Nachteile von Vollpension

  1. Hallo, leider ist die Realität aber meist weniger rosig gerade in Vollpension. Nach über 30 Jahren Pferdehaltung gab es nicht einen Stall wo es gepasst hat wenn man nicht nach der Devise “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!” gehandelt hat.
    Kommen Einsteller nicht oft oder nur kurz zum Reiten wird sofort am Rauhfutter gespart, in wirklich JEDEM Stall war das bisher so. Welche Qualität an Heu dann in den Boxen liegt ist dann gerade bei diesen Pferden uninteressant.
    Vom Umgang der meisten Angestellten mit den Pferden oft gar nicht zu sprechen. Meist arbeiten hier Angestellte die oft selbst weder ein eigenes Pferd und somit auch Null Bezug dazu haben. Es ist dann hat ein Job der gemacht werden muss wo es einfach nicht möglich ist, weil man es auch nicht will, auf die einzelnen Individuen einzugehen.
    In den meisten Fällen wäre es am Liebsten einmal in Monat die Miete vorbei zu bringen bzw. zu überweisen aber ja nicht zu viel Zeit im Stall verbringen geschweige denn näher hinzusehen. Denn dann wird oft erst offensichtlich was vielen “Nur-Reitern” verborgen bleibt und man sich nur wundert warum es bei bestimmten Pferden ständig zu Koliken kommt im Gegensatz zu denen wo die Besitzer anders ein Auge drauf haben. Mir ist klar dass ich damit zu den unbeliebteren Einstellern zähle aber sollte man nicht alles dafür tun um seinem Pferd das Bestmögliche zu schaffen ? Ich habe inzwischen einen Kompromiss für mich gegen wo ich selbst alles bestimmen kann bzw. kaufe seit Jahren auch Rauhfutter in großen Massen hinzu um alle Eventualitäten abzudecken aber der Plan ist nach wie vor ein eigener Stall um mich noch unabhängiger von der “Geldmaschinerie-Einstellbetrieb” zu machen. Somit verzichte ich nach wie vor auf Urlaub oder Pferdefreie Tage und das mache ich gerne für mein Mäuschen. 🙂 Lg Simone

  2. Die richtige Stallwahl ist schwierig man sollte so wenig Kompromisse wie möglich hier eingehen. Am wichtigsten sind Luft, Bewegung, Futter/ Wasser. Ich kann nur davon abraten, zu häufig den Stall zu wechseln, das führt zu immensen Stress beim Pferd. Meiner reagiert zum Beispiel mit Immunschwäche (stumpfes Fell, Müdigkeit )auf neue Stallmillieus. Ich habe fast ein Jahr gesucht und mir die unterschiedlichsten Ställe angesehen, um die perfekte Lösung für uns zu finden. Mein Pferd steht in Offenstallhaltung mit ganztägig Heu und 24 Stunden großzügigen Bewegungsmöglichkeiten. Die Herde ist verhältnismäßig klein und es findet alles zu geregelten Zeiten statt. Kraftfutter und Mineralfutter bestimme ich selbst. Da verzichte ich gerne auf den Luxus Reithalle, denn der Rest stimmt und mein Pferd fühlt sich wohl.

  3. […] interessiert auch die andere Sicht? Nessa hat bei Nordfalben.de von den Vor- und Nachteile in Vollpension […]

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