Ich reite nun seit fast einem Jahr mit dem Barefoot Ride-on Physio Reitpad° und möchte nun endlich mal ein ganz persönliches Fazit ziehen. Ich habe das Pad letztes Jahr von einer lieben Freundin zum Geburtstag geschenkt bekommen und den Schafwoll-Sitz etwas später noch selbst dazu gekauft.
Das Reitpad
Das Pad hat eine wildlederartige Mikrofaser-Oberfläche, in meinem Fall in braun. Es ist aber auch in schwarz und immer mal wechselnden Sonderfarben erhältlich. Diese Oberfläche sorgt für eine super gute Haftung des Reiters, man sitzt sehr stabil und rutsch viel weniger als auf dem blanken Pferderücken beispielsweise. Die Unterseite ist aus Sympanova-Material, das für einen stabilen Sitz auf dem Pferd sorgt, ohne das Fell zu irritieren. Der hintere Bereich der Unterseite ist zusätzlich mit Schafwolle versehen, um dort Haarbruch durch die Bewegung des Pads zu verhindern.
Die Physio-Variante, wie ich sie habe, besteht aus zwei Teilen: dem Reitpad selbst und einem zusätzlichen Pad, welches mit verschiedenen Einlagen individuell gepolstert werden kann. Die beiden Teile sind fest miteinander verklettet und sitzen dadurch stabil aufeinander. Beim Kauf werden zwei verschiedene Einlagen mitgeliefert: weichere aus Schaumstoff und festere aus einer Art Moosgummi. Ich habe die festeren Einlagen im Pad, da ich zu den schwereren Reitern gehöre und somit die Wirbelsäulenfreiheit erhalten bleibt.
Das ist der große Vorteil dieses Pads, es hat eine ausgeklügelte V-Gurtung und eine durchdachte Polsterung, so dass die Wirbelsäule komplett frei bleibt, auch mit Reiter auf dem Reitpad. Das ist mir persönlich sehr wichtig, damit das Pferd sich so frei wie möglich bewegen kann und kein punktueller Druck durch mein Gewicht oder die Gurtung entsteht. Hierin sehe ich den riesen Vorteil eines guten Reitpads, im Gegensatz zum Reiten ganz ohne Sattel.
Die Gurtung wird zusätzlich noch mit einem Patch auf beiden Seiten unterstützt, so dass kein Riemen scheuern und die Strupfen optimal gegurtet werden können. Sollte man ein sehr schmales oder kleines Pferd haben, so dass der Kurzgurt höher gegurtet werden muss, damit die Schnallen nicht im Ellbogenbereich stören, so können diese Patches einfach entfernt werden. Sie sind ebenfalls mit Schafwolle unterlegt und damit sehr angenehm fürs Pferd. Ich nutze am Reitpad meinen normalen Kurzgurt mit Lammfell oder Kunstfell. Bei uns geht dieser genau bis an die Patches, so wird alles optimal abgedeckt und es kann nichts scheuern.
Ein Fellsitz aus Schafwolle° ist optional dazu erhältlich. Er wird durch die am Reitpad angebrachten D-Ringe und stabile Klettverschlüsse auf dem Pad befestigt und rahmt durch die Vorder- und Hintergalerie den Reiter stärker ein.
Meine Erfahrungen mit dem Reitpad
Wir lieben das Reitpad! Ich reite super gerne damit, es schult meinen Sitz nochmal ganz anders und ich fühle mich gleichzeitig sehr frei und beweglich darauf. Dank des Oberflächenmaterials sitze ich dabei aber sehr stabil und rutsche nicht hin und her. Das ist auch fürs Pony angenehmer. Das Pad ist zwar dick gepolstert und die Wirbelsäule bleibt frei, aber ich spüre die Rückenmuskulatur und alle Bewegungen des Ponys trotzdem sehr genau und präzise.
Wir nutzen das Reitpad sowohl auf dem Platz, als auch im Gelände. Im Gelände reiten wir alle Gangarten damit und ich fühle mich sehr sicher und gut aufgehoben darauf. Zudem gibt es eine kleine Schlaufe zum Festhalten vorne am Pad, falls man doch mal kurz mehr Halt braucht. Wir bummeln mit dem Pad gerne durch die Welt und ich kann es immer ohne Bedenken verwenden, da nichts drücken oder zu eng sein kann. Merlin verändert sich seit ich ihn habe immer und immer wieder, so dass wir seinen Sattel sehr regelmäßig neu anpassen lassen müssen. Für diese Phasen ist das Reitpad goldwert für uns. Sobald ich mit der Sattelpassform mal wieder unsicher werde, nutzen wir nur noch das Pad, solange bis der Sattler da war und der Sattel wieder perfekt passt.
Auf dem Platz nutzen wir das Reitpad dann ebenfalls. Zusätzlich nehme ich es aber auch sehr gerne, wenn ich „nur kurz ein bisschen reiten“ will, weil entweder nicht viel Zeit ist oder ich davor oder danach auch noch Bodenarbeit, Handarbeit, Longe oder ähnliches mache. Es ist nicht so schwer und sperrig wie der Sattel. Eine weitere, wenn nicht sogar die tollste Funktion, ist das besondere Bewegungsgefühl. Ich nutze das Pad sehr gerne, um an meinem Sitz zu arbeiten und ein besseres Gefühl für die Feinheiten einzelner Lektionen zu bekommen. So merke ich zum Beispiel viel stärker, wann ich mit der Hüfte einknicke. Entweder, weil ich falsch sitze oder weil Merlin mich schief hinsetzt, anstatt eine Lektion korrekt auszuführen. Dieses Feedback ist wundervoll, man kann sich direkt selbst hinterfragen und korrigieren!
Meine beiden Reitkinder nutzen das Pad auch viel lieber als den Sattel. Sie sitzen stabiler darauf und fühlen sich nicht so eingeengt. Wenn nicht gerade das Leichttraben üben auf dem Programm steht, nehmen sie fast nur das Reitpad.
Wer es bisher nicht gewohnt ist, ganz ohne Sattel oder mit Pad zu reiten, der wird bei den ersten Ritten mit Reitpad wohl erstmal ordentlich Muskelkater bekommen. Für mich war es eine große Umgewöhnung, mittlerweile kann ich recht problemlos auch mit dem Reitpad eine ganze Einheit reiten, aber am Anfang bin ich bereits nach zehn Minuten ganz erschöpft fast vom Pony gerutscht. Da merkt man deutlich den Unterschied zum Reiten mit Sattel und Steigbügeln.
Es kann auch eine Schabracke unter dem Pad verwendet werden, Springschabracken von Eskadron passen beispielsweise sehr gut darunter. Allerdings sehe ich kaum Notwendigkeit dafür. Die Unterseite liegt super auf dem Fell und eine zusätzliche Schabracke birgt das Risiko, die Wirbelsäulenfreiheit einzuschränken. Vielleicht wäre aber für sehr empfindliche Pferde eine zusätzliche Lammfellschabracke denkbar.
Der Schafwolle-Sitz macht das Pad noch weicher und ist besonders bei kalten Temperaturen sehr angenehm, allerdings spürt man dadurch etwas weniger vom Pferd. Das Sitzgefühl wird damit auch etwas anders. Durch die Schafwolle haftet man nicht mehr so stark auf dem Pad, was zu einem etwas rutschigerem Sitz führen kann. Allerdings wird der Reiter stattdessen sehr schön durch die Vorder- und Hintergalerie eingerahmt, was mir zum Beispiel ein ganz sicheres und stabiles Gefühl gibt. Ich bin die letzten Monate nur mit dem Schafwoll-Sitz geritten und habe mich sehr wohl damit gefühlt. Für die Fotos habe ich ihn nun wieder abgemacht gehabt und finde es auch ohne sehr angenehm. Ich denke, es ist Geschmackssache, welches Sitzgefühl einem angenehmer und wichtiger ist.
Wir nutzen das Pad allerdings nicht für sehr lange Ausritte oder ähnliches, in diesem Fall ist ein gut passender Sattel doch nochmal besser, da er mein Gewicht einfach gleichmäßiger verteilen kann. Für alles andere – außer Springen, das bekomme ich nicht hin – ist das Reitpad eine super Sache für uns und ich kann es jedem bedenkenlos empfehlen.
Kritik am Reitpad
Bei meinem Pad rutschen die Patches leider recht leicht nach unten, so dass ich Sorge hatte, sie auf dem Weg von der Sattelkammer zum Pferd zu verlieren und immer alles neu an die richtige Stelle bringen musste. Ich habe nun ganz einfach mit kleinen Mähnengummis eine „Anti-Verrutsch-Barriere“ unten an die Gurtstrupfen gebastelt, jetzt bleiben sie immer an der richtigen Stelle, aber trotzdem flexibel.
Die Einlagen zur zusätzlichen Polsterung sind nur mit größerem Körpereinsatz und leicht verkratzten Armen durch den Klettverschluss in das Pad zu bekommen. Zum Glück wechselt man diese Einlagen nicht sehr häufig, so dass dieser Kritikpunkt zu vernachlässigen ist, aber wenn die Einlagen minimal kleiner wären, würden sie viel leichter hinein gesteckt werden können. Manche schneiden die Einlagen deswegen ein wenig kleiner, das habe ich mich bisher aber noch nicht getraut.
Ich persönlich bräuchte diese starke „Springform“ nicht, mir würde in geraderes Blatt besser gefallen. Das ist aber mehr eine optische Sache für mich, denn mein Bein liegt sehr gut auf dem Pad, auch wenn ich es noch deutlich stärker anwinkeln und hochziehen könnte, ohne dabei über das Pad hinaus zu kommen.
Fazit
Für uns ist das Barefoot Ride-on Physio Reitpad° eine wirkliche Bereicherung in unserer Arbeit und eine tolle Ergänzung zum Ledersattel mit Baum, aber kein Ersatz! Es sollte meiner Meinung nach als Unterstützung zum Reiten ohne Sattel und nicht als Alternative zum Sattel gesehen werden. Sicherlich kann es sehr bewusst und bedacht phasenweise als Ersatz eingesetzt werden, aber besonders für etwas schwerere Reiter ist es keine Lösung für ein tägliches Reittraining. Dazu wurde es allerdings auch nicht entwickelt, sondern für den gelegentlichen Einsatz zum Reiten ohne Sattel und genau dafür finde ich dieses Pad nahezu perfekt – zumindest für uns.
Das Pad ist zum Beispiel im Pferdeflüsterei-Onlineshop° für euch erhältlich, zusammen mit einem super netten Kontakt und einer tollen Beratung!
Nochmal danke für den tollen Bericht aber ich bin mir nicht sonderlich sicher weil ich mir auch ein barefoot pad physio in größe Wb holen möchte nur das Problem ist, das mein Pony 1.25 cm groß ist und Pony Schabracken trägt glaubst du unter das Pad würden Pony Schabracken passen?
Hey, ja ich denke das sollte gehen. Die Ponyvariante ist wirklich klein, eher was für Shettys! Viele Grüße
Ein sehr guter Bericht. Ich werde mir das Pad kaufen. Welche Gurtlänge hast du für das Pad genommen?
Danke! Wir haben einen 50cm Kurzgurt für das Pad.
Hallo, wirklich sehr toller Bericht!
Meine Frage dazu ist – Ist bei dem Pad denn ein Gurt dabei?
Danke! Nein ein Gurt ist nicht dabei, es kann jeder Kurzgurt genutzt werden, ganz nach Vorliebe des Pferdes. Viele Grüße
Toller Bericht, vielen Dank dafür.
Hast Du die Einlagen im Ganzen verwendet, oder zurecht geschnitten?
Ich würde sie gern im Ganzen verwenden, weiß aber nicht, wie ich sie richtig einbringen kann. Gibt es hierzu eine Anleitung?
Vielen Dank im Voraus für Deine Rückantwort und nochmals danke für Deinen sehr ausführlichen – und damit sehr aussagekräftigen – Bericht.
Ria
Ich hab die Einlagen ganz gelassen, mit Kraft und Geduld bekommt man sie ganz gut in die Taschen.
Viele Grüße
Huhu,
ein wirklich toller Bericht. Ich habe auch das Pad und überlege, ob ich mich mit dem Schafswollsitz noch sicherer fühlen würde? Du schreibst es ist etwas rutschiger damit. Gleichen die Pauschen das wirklich gut aus? Bist du damit noch zufrieden oder ist es vll besser nur beim Pad zu bleiben? Freue mich von dir zu lesen 🙂
LG
Hallo,
danke für deinen Kommentar! Ich nutze den Fellsitz mittlerweile nicht mehr, aber in erster Linie weil ich möglichst wenig tierische Produkte nutzen wollte. Für mich fühlt es sich ohne Auflage stabiler und sicherer an, aber ich denke das ist ein bisschen Geschmackssache und auch eine Frage der eigenen Körpergröße. Wer sehr klein und zierlich ist, der wird durch den Sitz nicht eingerahmt, ab Hosengröße 40-42 würde ich schätzen, hat man dieses eingerahmte Gefühl dann erst.
Viele Grüße
Hi,
Toller Bericht! Ich möchte für meine Reitponystute auch ein Ride-on Pad kaufen. Sie ist ca. 145 cm und von der Statur her so wie ein Fjordi. Hast du auf deinem ein Pony Pad oder WB? Ich bin unsicher welches passt, da ich noch nie eines live geshen habe. .
Von den Proportionen sind wir (meine Stute und ich) genauso wie ihr zwei, daher denke ich würde deins auch zu uns passen.
Liebe Grüße
Susanne
Hallo Susanne,
vielen Dank für deinen tollen Kommentar! Wir haben das Pad in Größe WB, das passt super! Ponygröße ist wirklich klein und eher für Shettys oder ein kleines Welsh mit Kind geeignet.
Viele Grüße
Hallo,
in gerade zufällig auf Deinen Beitrag gestoßen und möchte Dir sagen, dass ich ihn sehr informativ und gut geschrieben finde!
Eine Frage habe ich noch. Die schöne Schabracke, die Du unter dem Pad hast, hat diese Ponymaße (ca. 50cm Rückenlänge), oder Größe Warmblut.
Ich schwanke ein wenig bezüglich Schabracke, weil ich mir nicht sicher bin, ob Warmblut für meinen Haflinger nicht doch etwas zu lang ist.
LG
Luise
Danke! Ich nutze immer normale WB Schabracken, die passen sehr gut unter das Pad!
Das beschriebene Pad oben ist ein Physio Pad , welches es NICHT in Pony gibt , sondern nur in „WB“ 🙂 das PonyPad von Barefoot hat KEIN physio Teil und ist dadurch dann auch nicht mehr Polsterbar …
Hallo Lina,
ein toller Testbericht, der alles enthält was ich wissen möchte. Ich recherchiere gerade über Reitpads und bin auch schon bei der Pferdeflüsterei fündig geworden. Dein Bericht bestätigt die Erfahrungen anderer Reiter. Ich hätte allerdings eine Frage.Wäre das Pad auch für Pferde mit hohem Widerrist und kurzem Rücken geeignet? War schon die Sattelsuche ein Problem.
Schöne Seite. Schaue ich gerne mal wieder rein.
Viele Grüße Claudia
Danke! Ein kurzer Rücken dürfte kein Problem sein, auch wenn das Pad zu lang ist liegt im hinteren Bereich keinerlei Belastung und dadurch auch kein Druck. Der hohe Widerrist wird vielleicht eher problematisch, da könnte es scheuern, wenn das Pad zu stark aufliegt, ich denke das wirst du leider ausprobieren müssen, wie es genau auf deinem Pferd liegt. Vielleicht kannst du bei der Physio-Variante durch zusätzliche Polster den Widerrist trotzdem frei halten.
Ein ganz toller Bericht, der alle wichtigen Aspekte beschreibt und eine gute Hilfe bzgl. einer evt. Kaufentscheidung ist. Super geschrieben! Die Fotos sind ebenfalls klasse, da sehr aussagekräftig.
Vielen Dank für diesen schönen und ausführlichen Bericht! 🙂
Vielen Dank für diesen tollen und ausführlichen Bericht. Er hat mir wirklich sehr bei der Entscheidung für das Pad geholfen.
Dein Fjord ist übrigens wunderschön und ihm steht vor allem das Pad mit der blau-braunen (???) Schabracke super gut. Das sieht super edel am ihm aus.
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar!
[…] Ein toller Bericht zum Ride-On Pad Physio von Barefoot findest du bei Nordfalben: Testbericht: Badefoot Ride-on Physio Reitpad […]