Gastbeitrag von Vanessa Gerner:
Viele haben schon davon gehört, viele haben es vielleicht schon selbst im Stall miterlebt – eine Pferdekolik. Doch viele kennen den Begriff „Kolik“ nur oberflächlich.
Wie erkennt man eine Kolik und welche verschiedenen Kolikarten gibt es überhaupt?
Zunächst möchte ich kurz auflisten, welche Koliken es gibt. Die meisten vermuten hinter einer Kolik immer nur „falsches Futter“. Im Grunde genommen ist dies auch richtig, denn eine Art der Kolik, nämlich die Verstopfungskolik, wird durch falsches Futter hervorgerufen. Wie der Name schon sagt, wird der Darm verstopft, weshalb das Pferd nicht mehr in der Lage ist zu äppeln. Das Futter staut sich nun im Darm des Pferdes, wodurch es zu enormen Bauchschmerzen und Kreislaufproblemen kommen kann. Aufgrund dessen, legen sich dann viele Pferde hin, dies ist eines der wichtigsten Anzeichen bei allen Kolikarten.
Die nächste Kolikform ähnelt der Verstopfungskolik, da sie aus dem fast gleichen Grund entsteht. Wir reden hier von einer Gaskolik. Diese Art Kolik wird z.B. durch verschimmeltes, verschmutztes oder ungeeignetes Futter (z.B. unreifes Obst) hervorgerufen. Der Darm bildet daraufhin Gase, die dazu führen, dass er überdehnt wird. Diese Pferde werden oft auf Grund der gewaltigen Schmerzen sehr unruhig, wälzen sich viel und liegen die meiste Zeit.
Auch die Krampfkolik ist eine häufige Kolikart, denn diese wird nicht nur durch falsche Fütterung, sondern auch durch zu viel Stress, Überanstrengung und Überforderung oder sogar durch Wetterwechsel begünstigt und ausgelöst. Diese Art von Kolik ist für das Pferd sehr schmerzhaft und äußert sich auch durch rücksichtsloses hinwerfen und wälzen.
Schon bei den kleinsten Anzeichen einer Kolik sollte man umgehend den Tierarzt rufen, lieber einmal zu viel, als zu wenig. Je früher richtig reagiert und dem Pferd geholfen wird, desto weniger schlimm wird es für das Pferd.
Eine der mit am häufigsten und schlimmsten Kolikart ist die Darmverschlingung. Den Darm kann man sich wie eine Meterlange Wurst vorstellen, welcher im Bauch des Pferdes immer in Bewegung ist. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sich der Darm ineinander verkeilt und somit Teile des Darms „umschlingt“ werden. Manchmal kann ein kurzer Eingriff des Tierarztes helfen, den Darm wieder zu „entschlingen“. In vielen Fällen jedoch, ist eine OP unumgänglich. Warum? Das möchte ich euch nun aus meiner eigenen Erfahrung heraus berichten:
Mein Pony Joy hatte im September 2014 eine Art Darmverschlingung. Ich sage bewusst „eine Art“, denn Joy hatte keine normale Darmverschlingung. Wie oben beschrieben ist die häufigste Art der Darmverschlingung die, dass sich der Darm ineinander verkeilt und dadurch abgeschnürt wird. Bei Joy war nicht der Darm selbst, sondern sogenannte Fettgeschwulste, die an einem Bindegewebsfaden im Magen hängen, schuld. Diese Geschwulste hängen bei jedem Pferd im Bauch und die Gefahr, dass sie sich um den Darm schnüren ist gering, jedoch, wie man in unserem Fall gesehen hat, nicht ausgeschlossen. Diese Fettgeschwulste haben sich innerhalb weniger Minuten um den Darm geschlungen und diesen abgeschnürt. 1/3 vom Darm war abgestorben; innerhalb weniger Stunden. Diese Art Kolik ist keineswegs vorhersehbar oder beinflussbar, da sie ohne jegliche Vorwarnungen vom Körper aus eintritt. Joy hatte ihre Kolik nachts und wurde zum Glück früh morgens aufgefunden, hier zählte jede Sekunde. Die behandelnde Tierärztin konnte bei der rektalen Untersuchung feststellen, dass kein falsches Futter der Grund war, denn Futterrückstau hatte sie kaum. Allerdings wurde ihr Fieber zunehmend höher und die Schmerzen immer schlimmer. Als letztendlich auch keine Schmerzmittel mehr halfen, lag die Vermutung einer Darmverschlingung sehr nah. Sofort wurden wir in die Klinik geschickt, welche uns auch direkt empfangen hat. Nach kurzer Untersuchung wurde dann der oben beschriebene Befund festgestellt – eine OP war unumgänglich. Eine der ersten Fragen an mich war, ob ich eine OP-Versicherung hätte. OP-Versicherung? Ich dachte immer, mein Pony sei robust und außerdem pflege ich sie so gut, dass eigentlich nichts passieren kann. „Die wird schon nix so schlimmes bekommen, dass sie operiert werden müsste“, dachte ich mir. Falsch gedacht. Es war dumm, naiv und fahrlässig. Eine OP-Versicherung deckt nicht nur die OP-Kosten selbst ab, sondern auch den Klinikaufenthalt sowie eventuelle Nachbehandlungen. Nie mehr würde ich den Fehler machen, mein Pferd nicht für eine eventuelle OP zu versichern. Ich hätte einige Tausend Euro übernommen bekommen, aber so musste ich ALLES, jeden Cent, selbst bezahlen; und das innerhalb der 16 Tage Klinik-Aufenthalt, denn andernfalls hätte ich Joy nicht wieder bekommen. Und wer denkt, das sich eine Versicherung nicht rechnet, dem beweise ich jetzt das Gegenteil:
Nehmen wir mal an, ihr zahlt 50 Euro im Monat (was dann aber auch wirklich ALLES abdeckt), dann hättet ihr im geringsten Kolik-OP-Fall ca. 8 Jahre Zeit bei der Versicherung das einzubezahlen, was ihr im Falle einer OP direkt auf den Tisch legen müsstet, nämlich 5.000 Euro. In der Regel liegen Kolik-OPs zwischen 5.000 – 10.000 Euro, das kommt natürlich immer auf die schwere der Kolik an. In meinem Fall hätte ich, wenn wir von den 50 Euro pro Monat ausgehen, ca. 2.500 Euro einbezahlt (ich habe Joy ca. 4 Jahre) und hätte die gesamte OP samt Klinikaufenthalt sowie Nachbehandlungen bezahlt bekommen. Ich möchte keine genauen Zahlen nennen, aber eins kann ich euch sagen: es wäre ein Haufen Geld gewesen, das ich durch die Versicherung gespart hätte. Deshalb nochmal mein Appell: Versichert eure Pferde! Man kann, genauso wenig wie bei uns Menschen, Krankheiten vorhersehen. Es lohnt sich wirklich.
Um noch kurz mein Erlebnis zu Ende zu bringen, erzähle ich unsere Geschichte noch fertig. Joy wurde also notoperiert, über 4 Stunden lang. Zwischenzeitlich erhielt ich einen Anruf, ob man sie einschläfern lassen soll, da es nicht gut aussehen würde. Ich habe aber das O.K. gegeben weiterzumachen und nach 4 Stunden war die OP mehr oder weniger erfolgreich beendet. Fazit: 1/3 vom Darm war schwarz & abgestorben und musste entfernt werden. Nach 16 Tagen Klinikaufenthalt durfte Joy dann nach Hause und nach weiteren 4 Monaten Nachbehandlung (die Wunde infizierte sich stark und forderte lange Zeit Medikamentengabe und Wundsäuberung) konnten wir langsam anfangen, sie wieder in ihr altes/neues Leben zu schicken (davon, dass ihr Körper sich so veränderte, dass ihr nun kein Sattel mehr passt, möchte ich gar nicht erst anfangen).
Vielleicht hat mein Beitrag dem einen oder anderen ja die Augen geöffnet, dass eine Kolik mehr als „nur“ eine Kolik sein kann – im schlimmsten Fall zieht sie einen elend langen Rattenschwanz hinter sich her, der den einen oder anderen in den finanziellen Ruin treiben kann. Daher nochmals meine Bitte: Denkt über eine OP-Versicherung nach! Sie rettet nicht nur euer Pferd, sondern auch euch!
Vielen Dank an Vanessa und ihre Joy für den ehrlichen Bericht über diese schlimme Erfahrung. Mich hat sie damit auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht, denn auch meine Ponys haben bisher keine OP-Versicherung.
Daher nun meine Frage an euch:
Habt ihr eine OP- oder Krankenversicherung für euer Pferd? Könnt ihr eine bestimmte empfehlen oder habt ihr euch bewusst dagegen entschieden?
Auch mein Pony ist bei der Uelzener OP-versichert. Ich hab mich für die premium-Variante entschieden: Für 28€ im Monat bekomme ich OP-Kosten für die meisten gängigen Klinikaufenthaltsgründe (von Bauchhöhlenoperation bis Tumorentfernung), Diagnose vor der OP, 7 Tage Nachsorge und Unterbringungskosten in der Klinik erstattet. Eine Kostenbeteiligung an Therapien nach der OP ist auch noch mit drin.
Was die Premium-Variante nicht abdeckt, sind OCD-OPs, im Volksmund Chips genannt: Kleine Knochensplitter in den Gelenken des Pferdes, die in der Wachstumsphase entstehen und den Gelenkknorpel ruinieren können. Da ich bei der Ankaufsuntersuchung die Beine komplett habe röntgen lassen und nirgendwo Auffälligkeiten gefunden wurden, die auf Chips hindeuten (und die Wachstumsphase meines Ponys fast vollständig abgeschlossen ist), bin ich zu der Entscheidung gelangt, dass für uns die Preium-Variante reicht. Wer ein Pferd kauft oder schon besitzt, bei dem Chips bereits nachgewiesen sind, sollte vielleicht über die Premium-Plus-Variante der Uelzener nachdenken.
In jedem Fall gibt es in Deutschland nur drei Anbieter für Pferde-OP-Versicherungen: Allianz, R+V und Uelzener. Letztere sind dabei die einzige Versicherungsgesellschaft, die keine maximale Erstattungssumme festgelegt haben. Dafür verlangen sie bei Pferden ab 11 Jahren bei Eintritt in das Versicherungsverhältnis eine Selbstbeteiligung von 20%. Wer sein Pferd früher versichert, muss auch im hohen Alter keine Selbstbeteiligung zahlen.
Ich habe eine. Seit es sicher war das ich mir mein Pferd kaufe. Vom ersten Tag an ist er voll rund rum versichert. Habe ihn noch nicht sehr lange (November 2014) und haben daher noch nichts davon gebraucht aber es kann jederzeit soweit sein und dann möchte ich nicht aus finanziellen Gründen sagen müssen ich kann meinem Pferd nicht helfen ….
Bin bei der Uelzener und bis jetzt sehr zufrieden. Super netter Kontakt egal ob per Mail oder Telefon.
Ich kann es nur jedem raten!! Joy und Vanessa sind das beste Beispiel wie schnell es gehen kann …
Ich habe eine! Aber leider auch erst nachdem was passiert war. Alleine weil einem die Entscheidung mehr oder weniger abgenommen wird,ob man sich eine teure op überhaupt leisten kann….!