Kennt ihr dieses Gefühl, dass man einfach keine Lust mehr auf das alles hat?
Ich weiß, man spricht über so etwas nicht. Das will niemand zugeben und auch niemand hören, aber ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht. Es gibt Tage, an denen habe ich keine Lust, keinen Nerv und gefühlt auch schlichtweg keine Zeit für die Ponys. Mir ist dann das ganze Thema „Pferd“ zu viel.
Es nimmt so einen großen Platz in meinem Leben ein. Fast jeden Tag verbringe ich mehrere Stunden bei den Ponys. Überall in unserer Wohnung sind Pferdesachen, angesammeltes Zubehör und angefangene Projekte. Vieles bastele ich selbst oder passe es an, zusätzlich zu der Zeit im Stall. Ich mache mir immer wieder viele Gedanken über Situationen mit meinen Mitmenschen im Stall, Problemchen der Ponys und die Zukunft und arbeite an den verschiedensten pferdigen Projekten.
Ich führe eigentlich täglich eine Facebookseite über meine Ponys und bin auch über andere Pferde, Trends und sonstigen Klatsch in Reiterkreisen dank Facebook jederzeit bestens informiert. Viele meiner Freunde haben ebenfalls Pferde und man tauscht sich über das Thema aus. Das alles wird seit über zehn Jahren immer mehr in meinem Leben. Ich überlege sogar immer wieder, meinen Hauptberuf auch mit dem Thema Pferd zu kombinieren und habe dazu bereits eine Ausbildung zum THP gemacht, mit dem Schwerpunkt Pferd.
Viel präsenter kann das Thema also eigentlich gar nicht mehr werden in meinem Leben. Ist es da vielleicht auch einfach normal, dass man irgendwann gesättigt ist. Oder ist es undankbar? Andere wären schließlich froh, sie hätten diesen ganzen Luxus.
Sicherlich ist es ein Luxusproblem, das möchte ich in keinster Weise abstreiten. Trotzdem überkommt mich gelegentlich das Bedürfnis, einfach alles hin zu schmeißen. Ich frage mich, wieso man sich ausgerechnet als armer Student so ein zeitintensives und teures Hobby ausgesucht hat. Wieso ich nicht einfach wie jeder normale Mensch mein geordnetes und geregeltes Leben leben mag, fröhlich und ungebunden. Wie sinnlos es doch eigentlich ist, von einem so großen Tier einmal am Tag zu erwarten, dass es mit Begeisterung im Kreis rennt und seinen Körper in einer von mir erdachten Weise trainiert. Für nichts.
Ich kann das alles nicht beantworten, aber komme immer wieder zum Entschluss, dass es eben solche und solche Menschen gibt. Sicherlich bin ich ein Stück weit gesättigt mit dem Thema Pferd, gleichzeitig wollen wir doch immer alle genau das, was wir nicht haben. In meinem Fall eben manchmal einen Haushalt ohne Tierhaare und Wochenenden zuhause ohne schlechtes Gewissen.
An solchen Tagen gibt es zwei Möglichkeiten für mich. Entweder nehme ich mir bewusst frei vom Thema, denn ich weiß, dass meine Ponys auch ohne mich einen Tag lang gut versorgt sind, bei Facebook die Welt nicht untergehen wird und die Bastelprojekte ohne Probleme noch einen Tag länger herumliegen können. Oder aber, ich fahre zu den Ponys und setze mich einfach zu ihnen. Nichts machen müssen, einfach mal das Gefühl zulassen und schauen was passiert.
Der Gedanke, sie einfach auf einer großen Koppel Pferd sein zu lassen, kommt mir dabei oft sehr verlockend vor. Für alle Beteiligten. Aber spätestens beim Gedanken sie abzugeben, an eine nette Person die sie weiter betüddeln und trainieren würde, bricht es mir fast das Herz. Dieser Gedanke allein, dass sie nicht mehr bei mir sind, schmerzt so sehr, dass alle negativen Gedanken verblassen.
Niemals könnte ich ohne meine Tiere leben. Es wäre vielleicht manchmal einfacher, bequemer, aber vor allem wäre es langweilig und irgendwie sinnlos. Die Beziehung zu den Tieren könnte nicht durch menschliche Freundschaften ersetzt werden, es ist eine ganz besondere Ebene in meinem Leben. Das mag für manche vielleicht unverständlich klingen, aber andere Tiermenschen verstehen sicherlich was ich meine.
Meine Welt ist nicht zuckerwatte-regenbogen-pink, ich habe Durchhänger und zweifel viel, aber letztendlich sind die Tiere die große Beständigkeit darin und erfüllen es mit Sinn und Freude, wie kaum etwas anderes in meinem Leben. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar!
Zum weiterlesen:
Wenn das eigene Pferd zur Belastung wird – ein Tabuthema? bei Chevalie
Wie ich dich verstehe. Ich habe meine erst seit 6Jahren und da waren meine beiden schon alt und ich wusste von Anfang an das ich sie nicht lange reiten und bewegen kann. Ich wurde da schon abgestempelt wie blöd ist man nur sie so alte Gäule anzuschaffen. Jetzt hatte ich vor über zwei Jahre einen schlimmen Unfall und seitdem kann ich nicht mehr ohne Hintergedanken meinen Süßen reiten. Und habe schon oft gedacht warum gehe ich jetzt noch drei Stunden zum Pferd und betüdel sie. Ich habe gestern wieder einen Grund mehr bekommen. Filou 26 Jahre und Warmblut, war ein klonischer Beisser und am Anfang nicht reitbar. Er hat mich nach 6Jahren das erstemal liebevoll gegrumt und mich alles machen lassen weil er endlich seine Vorgeschichte akzeptiert und merkt ich bin nicht der böse Feind sonder der Mensch auf den er sich hundertprozentig verlassen kann.
Danke! Vielen Dank für deine Worte! Habe mich das schon so oft gefragt und mir Gedanken gemacht.. Aber auch ich könnte keine meiner beiden Mäuse abgeben.. Ohne sie wäre ich irgendwie nicht mehr vollständig.. Und doch geht so viel von meinem Leben, meiner Zeit für die Pferde ab, dass ich für mich selbst gar keine Zeit mehr habe. Aber wenn ich sie mir so angucke weiß ich, dass ich trotzdem großes Glück habe!
Deine Worte entsprechen zu 100% meiner Gedanken!
Es ist einfach manchmal zu viel! Trotzdem lieben wir es und könnten es nicht missen!
Vor ein paar Tagen sollte meine ausgefallene Reitstunde Sonntag Vormittag nach geholt werden.
Ich lehnte ab mit der Begründung, dass ich abends, nach Monaten der Abstinenz (keine Zeit & nie Geld) endlich mal wieder feiern gehen wolle, und Sonntag morgen gerne ausschlafen möchte!
Mal einfach einen Sonntag ohne Stall und Pferde! Mit Nicht-Pferde-Menschen in der Stadt!
Und ich habe es genossen!
Und am Montag war es um so schöner als meine beiden brummelnd auf mich zu stapften als ich an der Koppel ankam 😉