Immer wieder fallen mir Fotos auf, auf denen eindeutige Taktfehler zu erkennen sind. Viele scheinen das gar nicht zu bemerken oder aber es wird darauf verwiesen, dass der Reitlehrer oder Richter auch noch nie etwas dazu gesagt hätte. Deswegen wollte ich gerne ein paar Beispiele aus unserem Fundus zeigen und erklären, was dahinter steckt.
Vorab sollte man sich vor Augen führen, dass der Takt an erster Stelle der Ausbildungsskala steht. Er kommt nicht im Laufe der Zeit, kann auf L-Niveau noch nicht erwartet werden oder sonstiges. Ebenso ist es aber fast als normal anzusehen, dass ein Pferd nicht durchgängig taktklar läuft. Leichte Taktverschiebungen passieren schnell mal und sind sehr aufschlussreich, genau darum geht es in diesem Post. Das setzt voraus, dass das Pferd von Natur aus taktklare Gänge hat, also beispielsweise keine Passverschiebung im Schritt oder andere anatomisch bedingte Fehler dauerhaft zeigt. Genauso dürfen keine Verletzungen, Verstauchungen oder ähnliches vorliegen, die eine Unklarheit bis hin zu einem Lahmen hervorrufen. Rückenschmerzen äußern sich auch oft in Taktverschiebungen bis hin zu Lahmheiten.
Das ist ein sehr großes Thema und ich klammere es hier aus, ich möchte erstmal nur auf gesunde, normalerweise taktklar laufende Pferde eingehen. Noch dazu beschränke ich es hier erstmal auf den Trab. Jeder weiß, dass der Trab ein Zweitakt ist, das diagonale Beinpaar bewegt sich parallel. Dadurch erkennt man Fehler auf Fotos hier sehr eindeutig, weswegen es sich als Beispiel gut eignet. Vorweg noch: natürlich sind Fotos nur Momentaufnahmen und dürfen nie überbewertet werden. Sollte man in Bewegung aber das gleiche erkennen oder aber der Fehler auf vielen Fotos eines Pferdes zu sehen sein, ist es sehr wohl ein eindeutiges Indiz, dass etwas nicht so richtig stimmt.
Oben sieht man einen taktklar laufenden Faxe. Um zu verdeutlichen, worauf man sich bei der Analyse zuerst konzentriert, habe ich das diagonale Hufpaar grün eingekreist. Es ist direkt zu erkennen, dass beide Hufe ganz parallel gerade noch mit der Spitze den Boden berühren und gleich angehoben werden. Auch das andere Beinpaar ist parallel. So sollte es sein.
Auf dem oberen Bild ist das auffällige Hufpaar rot eingekreist. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Vorderhuf den Boden berührt, während der Hinterhuf einige Zentimeter Abstand hat. Dieses Problem kann durch zwei verschiedene Fehler entstehen. Entweder lässt das Pferd seine Schulter, in diesem Fall die innere, etwas hängen, hebt sie also nicht aktiv an in der Biegung, wodurch dort mehr Gewicht lastet und das Bein nicht so frei vorwärts bewegt wird. Oder aber, das Pferd lässt den Rücken etwas hängen und tritt dadurch mehr hinten raus, anstatt mit vermehrter Hankenbeugung unter den Schwerpunkt. Es kommt insgesamt zu viel Gewicht auf die Vorhand und die Hinterhand wird dadurch sehr frei. Manchmal ist es auch eine Mischung aus beidem. Um das genauer festzustellen müsste man das Pferd in Bewegung sehen oder zumindest weitere Fotos im Bewegungsablauf.
Bei Merlin ist ebenfalls eine deutliche Taktverschiebung zu erkennen, hier wieder rot eingekreist. Der Hinterhuf setzt bereits fast auf dem Boden auf, während der Vorderhuf noch deutlich weiter oben ist. Dieser Taktfehler entsteht schnell bei Gangverstärkungen, die Beine werden weit nach vorne gebracht und gleichzeitig benötigt es viel Schub aus der Hinterhand. Diese Variante ist noch eine der erwünschenswerteren kann man fast sagen, trotz allem handelt es sich um eine Taktverschiebung. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd hier korrigiert wird. Es darf nicht mit einer erwünschten vermehrten Lastaufnahme der Hinterhand gleichgesetzt werden, diese geht sehr wohl auch mit taktklaren Gängen!
Dieses Beispiel zeigt einen verzögert abfußenden Vorderhuf als Taktfehler. Das kann vor allem zwei Ursachen haben. Zum einen, dass die Schulter hängen gelassen wird, wie im ersten Beispiel bereits erklärt. Allerdings handelt es sich in diesem Fall um die äußere Schulter, das Problem tritt normalerweise aber deutlich häufiger durch die Biegung an der inneren Schulter auf. Zum anderen kann einfach insgesamt zu viel Gewicht auf der Vorhand sein, weshalb diese später vom Boden weg kommt. Es gibt hierzu deutlich gravierendere Beispiele, ich habe in unseren aktuellen Fotos zum Glück keines gefunden.
Auf diesem Bild ist ein weiteres Problem zu sehen: zu wenig Schwung und Elan. Das Pferd trottet einfach so gemütlich vor sich hin und hebt dabei die Hinterbeine nicht mehr aktiv. Sie werden einfach nur noch mitgenommen, wodurch sie etwas durch den Sand gezogen werden. Dadurch ist das Vorderbein auf diesem Bild deutlich mehr angehoben als das Hinterbein. Würde das Pferd beide Beine so schleifen lassen, würde es deutlich vermehrt stolpern. Ein aktives Nachtreiben hilft hier meist um den Takt wieder herzustellen.
Zuletzt noch ein sehr deutliches Beispiel. Der Vorderhuf ist noch komplett am Boden, während der Hinterhuf bereits deutlich in der Bewegung ist. Solche deutlichen Taktverschiebungen und Taktfehler passieren gerne in der Stangen- und Cavalettiarbeit. Die Pferde heben ihre Beine aktiver an, das bedeutet vor allem für die Hinterbeine meist einen deutlichen Unterschied. Wenn sie dabei noch vorwärts-abwärts laufen oder sich die Stangen genau ansehen, verlagert sich das Gleichgewicht sehr schnell zu weit auf die Vorhand und diese bleibt länger am Boden „kleben“. Ein weiteres Problem was hierbei schnell passiert und auf diesem Foto ebenfalls zu erkennen ist, ist ein fehlerhafter Stangenabstand. Wenn die Stangen für das Pferd zu weit auseinander liegen, kann es nicht mehr taktklar abfußen. Das Hinterbein muss, durch den Schwung der benötigt wird um ohne anzustoßen über die Stangenreihe zu kommen, bereits wieder angehoben werden, während das Vorderbein erst später landet als es der natürliche Takt vorgeben würde. Diese deutliche Taktverschiebung ist also meist mehr ein menschlicher Fehler, als ein körperliches Problem des Pferdes und kann oft durch den richtigen Abstand direkt korrigiert werden.
Zum Abschluss nochmal ein taktklares Bewegungsbild von Merlin. Trotz schwungvollem und fleißigem Gang erkennt man, dass beide diagonalen Beinpaare ganz parallel abfußen. So möchte man es haben und so ist der natürliche Trab vorgesehen.
Auch in anderen Gangarten treten sehr ähnliche Taktverschiebungen und Taktfehler auf, sie sind nur nicht ganz so plakativ zu erkennen. Die Ursachen sind meist sogar die gleichen. Ein Pferd das beispielsweise massiv zu stark auf der Vorhand läuft, wird daher in allen Gangarten Taktprobleme haben. Die hier gezeigten Beispiele stellen keine vollständige Liste an Möglichkeiten dar und bieten auch keine umfassende Erklärung dazu. Es soll uns einfach erstmal sensibler machen auf den Takt zu achten und eventuelle Probleme zu sehen.
Man kann auf diese Weise sein Auge schulen und so manches Problem erkennen. Aber trotz allem dürfen einzelne Fotos nie überbewertet werden, erst die Summe ist eindeutig. Zudem sollte man bedenken, dass jedes Pferd gelegentlich Taktverschiebungen in den unterschiedlichsten Situationen zeigen wird, das alleine ist also noch kein Alarmsignal.
[…] Eine zu tief verschnallte Doppellonge begünstigt zudem eine starke Vorhandlastigkeit, was zu Taktfehlern und verstärktem Stolpern führen kann. Ein korrektes vorwärts-abwärts wird mit einer […]
[…] Hinterbeine arbeiten. Merkst du eine Seite viel deutlicher oder sind die Abstände unterschiedlich? Der Takt spielt hierbei auch eine ganz entscheidende Rolle. Wer kann, macht die gleiche Übung im Anschluss […]
[…] einiger Zeit ging es hier bereits um Taktfehler, diese spielen auch diesmal eine größere Rolle und auch das vor kurzem dargestellte Thema der […]
[…] einiger Zeit haben wir uns bereits mit Taktfehlern in Momentaufnahmen auseinander gesetzt. Nun möchte ich anhand einiger Beispiele die verschiedenen […]
[…] Mein persönliches Fazit: Es ist für alle Pferde, die Probleme mit ihrer Hinterhand haben, aktiver abfußen sollten, beim Training der Rückenmuskulatur Unterstützung benötigen oder Probleme haben das Gleichgewicht oder eine korrekte Selbsthaltung zu finden einen Versuch wert. Also doch so eine Art kleines Wundermittel? Jedes Pferd reagiert aber anders darauf und muss genau beobachtet werden damit. An Faxes Beispiel sieht man, wie schnell daraus auch andere Probleme entstehen können, denn eine aktive Hinterhand alleine ist nicht alles beim Training. […]
Danke, tolle Bilder.
Danke für die Fotos. Sie veranschaulichen sehr deutlich. Ich werde demnächst auch öfter mal beim Trab die Kamera zücken. Eigentlich sind solche Fotos ein perfekter und eindeutiger Indikator dafür in welche Richtung man noch zusammen arbeiten muss, oder eben bei taktklaren Bewegungen, ob man nicht mehr so aktiv arbeiten muss. Vielen Dank für den Artikel und liebe Grüße, Petra
Sehr interessanter Beitrag.
Vielen Dank dafür
Vielen Dank für!
[…] „Viele Pferdebesitzer würden gar nicht erkennen, dass ihr Pferd lahmt oder unrein geht“, sagte Henry Priebe. Die Anzeichen können je nachdem, welches Bein oder welcher Huf betroffen ist, sehr unterschiedlich sein. Von einer Stützbein-Lahmheit spricht man, wenn das Pferd versucht das kranke Bein bzw. den Huf zu entlasten, also eine Gewichtsbelastung auf diesem Bein zu vermeiden. Dies kann auch beim Stehen oder Grasen beobachtete werden. Bei einer Hangbein-Lahmheit wird die Schrittlänge häufig verkürzt, das Bein sozusagen nachgezogen. Anzeichen für Verletzungen der Vorderbeine/hufe können ein starkes Kopfnicken sein. Wie Du Takverschiebungen auf Fotos erkennen kannst, darüber gibt es einen anschaulichen Artikel bei Nordfalben. […]
Ein wirklich toller Text/Artikel!