Ich mache Schluss. Viel zu lange schon ging diese ungeliebte Beziehung nun. Wir haben uns auseinander gelebt, das kommt vor. Es ist auch nichts schlimmes, man muss es sich nur eingestehen können. Ich habe leider sehr lange gebraucht um der Wahrheit ins Auge blicken zu können. Dabei war es nur noch Gewohnheit, die uns verbunden hat. Zur Sicherheit lag alles gut sortiert im Keller und wartete darauf, vielleicht einmal im Jahr heraus zu dürfen.
Ich mache Schluss mit dem Konsum, ich verabschiede mich vom Großteil meiner Sachen, darunter viele Markensachen. Wer mich etwas besser kennt, muss nun vielleicht lachen. „Das hast du schon so oft versucht“. Ja ich weiß und ich kann auch diesmal nicht versprechen, dass es für immer so bleibt, aber jetzt ist es irgendwie anders. Es geht nicht um das viele Geld, das da herum liegt oder darum, dass so vieles ungenutzt und mir fast zu schade zum Gebrauch war. Sondern es geht um die philosophische Frage: „Haben oder Sein?“.
Die Ponys wollen schon immer „Sein“. Es ist ihre Natur, genau wie die aller Tiere. Nur wir Menschen versteifen uns immer wieder viel zu sehr auf das „Haben“. Wieso? Das hat unterschiedliche Gründe, oftmals ist die Wahrheit aber, dass man versucht andere Defizite damit zu kompensieren. Frustshopping ist wohl jedem ein Begriff. Viele, mich eingeschlossen, haben sogar reichlich Erfahrung darin.
Ich will wieder mehr „Sein“. Wie das genau gehen soll, weiß ich (noch) nicht, aber der logische Schritt für mich ist erstmal weg vom „Haben“ zu kommen. Natürlich funktioniert sowas nur in einem vernünftigen Rahmen und ich behalte immer noch mehr als genug Zeug, aber ich trenne mich nun zumindest schon mal von allem, was ich nicht für dringend notwendig erachte. Eine Notwendigkeit kann darin bestehen, dass ich meine Ponys weiterhin vernünftig arbeiten möchte, aber es kann auch einfach ein sentimentaler Grund sein. Auch diese Gründe lasse ich erstmal für mich gelten, denn es geht am Ende darum leichter und glücklicher zu sein mit dem neuen Zustand. Da gelten nur meine eigenen, ganz persönlichen Regeln.
Wichtig ist mir, mich möglichst frei von der Meinung anderer zu machen. Einer Meinung, die ich seltenst direkt gesagt bekommen habe, sondern nur erahnen kann. Umso schlimmer eigentlich, sich all die lange Zeit darauf zu stützen. Dazu zählt das Gefühl, im Internet mit immer neuen, schicken Schabracken daherkommen zu müssen, genauso, wie das Gefühl, dass mein Freund sich wünschen würde, der ganze Keller würde leer werden.
Ich möchte nur das besitzen, was wir wirklich brauchen. Gut passende und funktionale Ausrüstung. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. In meinem eigenen Kleiderschrank habe ich das schon vor einiger Zeit versucht umzusetzen und kann es wirklich jedem empfehlen. Eine nette kleine Auswahl an Klamotten hat mich so viel freier und glücklicher mit meinem Schrank gemacht, man glaubt es kaum. Ich weiß nun, dass ich alle diese Sachen die darin sind, wirklich gerne anziehe und sie mir auch passen. Kein Anprobieren von drei verschiedenen Shirts bis man aus dem Haus gehen kann, kein Frust, weil man endlich eins gefunden hat und dabei das Loch am Saum übersehen hat… Außerdem ist mein Schrank jetzt immer aufgeräumt und ordentlich, sowas freut mich noch mehr.
Nach und nach habe ich diese Idee auf meinen kompletten Besitz ausgeweitet, nur die Pferdesachen wurden dabei bisher ausgeklammert. Aber damit ist jetzt Schluss. „Weniger ist mehr“ ist nun unser Leitsatz. Dabei wird es auch ein paar Neuanschaffungen geben, nämlich um ein paar Dinge zu optimieren. Was genau und wie unser Weg weiter gehen wird, erfahrt ihr natürlich hier.
Die Parallele zu einer Reiterbewegung mit dem Wunsch nach mehr „Sein“ ist übrigens keine Absicht und soll kein versteckter Hinweis in diese Richtung sein! Damit haben wir nichts zu tun und ich habe es auch nicht vor, kenne mich mit deren Philosophie auch nicht aus. Es sind für mich nur zwei gut verständliche Begriffe die aussagen, was zurzeit bei uns los ist.
[…] fällt, mich auch im Pferdebereich auf meine gewünschten Werte und Ziele zu besinnen, habe ich in diesem Artikel bereits beschrieben. In anderen Lebensbereichen und meinem private Alltag dagegen hat sich das […]
[…] einem ähnlichen Ansatz habe ich bereits vor einiger Zeit mal einen Blogartikel verfasst. Das Thema ist also nicht neu bei mir, aber manchmal muss ich mich mehrfach den Themen nähern, bis […]
Das hört sich gut an. Du bist auf dem richtigen Weg… 😉
LG Susanne
Liebe Lina,
ein toller Text und eine tolle Einstellung, der sich viel mehr Menschen – ob Reiter oder nicht – anschließen sollten. Denn seien wir mal ehrlich: Sind wir glücklicher, nur weil wir uns aus lauter Frust viele Dinge kaufen, die wir eigentlich gar nicht brauchen?
Bei mir gibt es schon lange kein Frustshopping mehr. In erster Linie fehlt mir dafür schlicht und einfach die Zeit. Aber ich vermisse es auch nicht mehr. Wenn es mir nicht gut geht, dann fahre ich zum Stall und kaum bin ich da, geht es mir gut.
Ich bin gespannt, wie dein “Projekt” weitergeht. 🙂
Liebe Grüße
Karo
Ich mach das so:
Aussortieren und alles was man sofort loslassen kann weggeben.
Was man noch nicht weggeben kann in eine Schachtel und wenn man es in einem Jahr (Zeitraum ist natürlich frei wählbar) noch nicht gebraucht hat, weg damit.
Und das regelmässig widerholen.
Ich finde es noch beruhigend, denn was ich in der “Schachtelzeit” nicht gebraucht habe, kann wirklich weg.
Viel Spass beim Ausmisten, ausnahmsweise mal im Haus 🙂
Ich kann das sehr gut verstehen.Ich habe mich auch sehr an Dinge geklammert.Es befreit es loszulassen und zu merken dass es wirklich eine Art ablenken ist.
In meinem Kleiderschrank ist mir diese Veränderung am stärksten bewusst geworden da ich so viel drin hatte was ich einfach nicht mehr leiden mag.es nimmt einem die Sicht auf Dinge die man mag.Obwohl das wirklich ein Prozess. Immer und immer wieder erneut prüfen was vlt doch unwichtig oder unpassend geworden ist.Ich finde das super.