Gelesen: Im Dialog mit dem Pferd

Mit diesem Beitrag möchte ich weiter an meinem Plan festhalten, endlich die vielen tollen Bücher in meinem Regal zu lesen und euch einige davon auch hier vorzustellen.

Diesmal das Buch: „Im Dialog mit dem Pferd – Belohnungslernen, der Schlüssel zu Motivation und Vertrauen“ von Marlitt Wendt.° Ich habe es schon vor einiger Zeit gekauft, da es mir zum Thema positives Pferdetraining sehr empfohlen wurde. Nun da ich es endlich gelesen habe, kann ich es euch ebenfalls sehr empfehlen zu lesen!

positives Pferdetraining

Das 128 Seiten starke Hardcover-Buch ist im Cadmos-Verlag erschienen und liest sich durch die fröhlichen und blumigen Beschreibungen sehr angenehm. Kern des Buches ist ein positives Pferdetraining mithilfe eines Clickers oder anderweitiger Konditionierung, um so eine wahrhaftige Kommunikation ohne Druck mit dem Pferd aufbauen zu können.

Kommunikation und positives Pferdetraining

Die Autorin stützt sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Lernpsychologie und macht gleich zu Beginn klar: Pferde lernen immer, in jeder Situation. Daher gibt es keine „Nicht-Kommunikation“. Sobald wir unseren Pferden begegnen, verständigen wir uns mit ihnen und sie versuchen stets uns zu lesen und zu verstehen. Egal, ob wir gerade in einer klassischen Trainingssituation sind oder alltägliche Dinge mit ihnen unternehmen.

Jeder wünscht sich einen spielerischen Umgang mit seinem Pferd und Leichtigkeit im Zusammensein – genau das kann über positives Pferdetraining erreicht werden. Dazu gehört aber trotzdem auch ein fundiertes Wissen und geplantes Training, denn wer kein Ziel hat, verläuft sich schnell.

positives Pferdetraining

Konditionierung per Clicker

Das Buch erklärt die Grundsätze des Clickertrainings mit allen Vorteilen für die Kommunikation mit dem Pferd. Am Anfang steht die Konditionierung auf den Clicker. Wie man dazu genau vorgeht, beschreibt die Autorin ausführlich und anhand von Beispielen sehr anschaulich.

Wichtig für ein erfolgreiches Training ist neben einem Trainingsplan auch die Dauer. Pferde können sich nur wenige Minuten intensiv konzentrieren, daher sind Pausen mit einfachen, bekannten Lektionen oder auch komplette Pausen zum Abschalten, Grasen oder in der Gegend herumschauen, super wichtig. Das Training sollte immer mit einem positiven Abschluss beendet werden, um die Motivation für die nächsten Einheiten möglichst groß zu halten.

 

What you click is was you get

 

Ein Click oder Markerwort ist immer ein Versprechen für eine unmittelbare Belohnung. Diese Regel darf auch nicht gebrochen werden. Nur so bleibt die Motivation des Pferdes erhalten und eine positive Kommunikation kann aufgebaut werden. Als Belohnung muss nicht immer Futter eingesetzt werden, auch ein Kraulen, ein flottes Spiel oder freundliche Worte können vom Pferd als Belohnung angesehen werden.

Beim Erarbeiten neuer Lektionen muss jedes Ziel in kleine Teilziele gesplittet werden, welche dann nach und nach erarbeitet werden. Erst am Ende wird die Lektion dann im Ganzen zusammengesetzt. „What you click is was you get“ lautet dabei das Grundmotto. Belohne nur, was verstärkt gezeigt werden soll und markiere es am besten noch im gewünschten Verhalten.

Marker

Neben der Konditionierung auf den Clicker oder ein anderes Markersignal sollten auch Signale für „Pause“, „Weiter“ und „Ende“ eingeführt werden, damit das Pferd weiß, wann seine volle Aufmerksamkeit gefragt ist und wann nicht. Wie das genau etabliert wird, beschreibt die Autorin anhand von Beispielen. Ein Jackpot, eine ganz besondere Belohnung, ist ein weiteres Mittel, um die Motivation des Pferdes zu fördern und aufrecht zu halten.

positives Pferdetraining

Trainingsschritte

Nach den Basics des positiven Pferdetrainings beschreibt die Autorin wichtige Trainingsschritte, für eine reibungslose Kommunikation mit dem Pferd, wie beispielsweise das Höflichkeitstraining bei der Leckerligabe und das Einführen von Signalkontrolle bei neuen Lektionen. Auch der Übergang zum variablen, intermittierenden Belohnen wird ausführlich beschrieben und dabei auch klar gestellt, dass der Mensch nicht zum wandelnden Futterautomaten verkommen soll, sondern eine positive Verstärkung gezielt zum Training eingesetzt werden kann.

Anschließend werden Schwierigkeiten und Probleme bei der Umstellung zum positiven Pferdetraining besprochen und mögliche Lösungen erläutert.

Die nachfolgenden Kapitel behandeln dann die unterschiedlichen Möglichkeiten im positiven Pferdetraining: Das Target-Training mit einem Target-Stick, dem Handtarget und stationären Targets wie beispielsweise einer Matte. Shaping, das freie Formen von Verhaltensweisen, mit dem tollen Bild vom Topfschlagenden Kind, das durch „warm“- und „kalt“-Rufe zum Ziel gelangt und dem dazugehörigen Capturing, dem einfangen von gewünschten Verhalten, wie beispielsweise einem Hinlegen. Auch wird die Einführung, sowie die Notwendigkeit, eines SupportSignals (Bleib so) und einem Keep going (Weiter so) erläutert.

positives Pferdetraining

In der Praxis

Zuletzt folgt ein Praxis-Teil mit der genauen Beschreibung einiger nützlicher Lektionen. Angefangen beim ruhigen Stehen, über Medical Training für den Tierarztbesuch, Kopf senken, Kompliment, Spanischen Schritt und das Erlernen der Zügelhilfen, bis zum Schulterherein und dem Verladen ist hier für jeden eine Herausforderung dabei. Auch das Reiten mit Belohnung wird thematisiert, denn auch hierbei sollte der Fokus immer auf „gemeinsam“ liegen. Positive Emotionen führen zu einer starken Ausstrahlung und einem freudigen Partner Pferd. Auch zum Thema Reiten gibt es konkrete Tipps für den Aufbau einzelner Lektionen wie zum Beispiel der Dehnungshaltung oder dem Reiten mit Halsring.

Alles in allem finde ich es ein rundum gelungenes Buch zum Thema positives Pferdetraining. Es wird eine Begegnung auf Augenhöhe mit dem Pferd angestrebt und erklärt, wie über ein Markersignal eine gemeinsame Sprache aufgebaut werden kann und welche Vokabeln man dazu erlernen müssen.

positives Pferdetraining

Mein Fazit

Wer bereits viel Wissen und Erfahrung rund um das Thema Clickertraining und positive Verstärkung hat, bekommt mit diesem Buch nochmal eine tolle Zusammenfassung und entdeckt bestimmt auch nochmal neue Anreize und Ideen. Vor allem ist das Buch „Im Dialog mit dem Pferd – Belohnungslernen, der Schlüssel zu Motivation und Vertrauen“ von Marlitt Wendt° aber für interessierte Neulinge in diesem Bereich ein wahrer Schatz an Informationen und Praxis-Tipps und dafür würde ich es auch uneingeschränkt weiterempfehlen.

Mich hat es inspiriert doch wieder mehr diesen Weg einschlagen zu wollen. Ich denke, dass vor allem mein kleines Muli Trylle der perfekte Kandidat dafür wäre.

 

Arbeitest du bereits mit positiver Verstärkung mit deinem Pferd? Kennst du das Buch vielleicht sogar schon?

Ein Gedanke zu “Gelesen: Im Dialog mit dem Pferd

  1. Dieses Buch kenn ich noch nicht, aber andere von Marlitt Wendt. Ich mag ihre Bücher sehr gerne und wir trainieren eigentlich nur mit Clickertraining. Sowohl bei den Hunden wie auch bei den Pferden.
    Liebe Grüße
    Miriam

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