Vor zwei Wochen war ich beim Seminar von Horsebond, einem Zusammenschluss von Miri, Alessa und Kati, drei ganz tollen, inspirierenden jungen Frauen. Vielleicht kennt ihr sie bereits von Facebook?
Ich machte mich morgens ganz früh auf den Weg in den Norden und hatte wenig bis gar keine Vorstellung von dem was mich erwarten würde. „Leichtigkeit am Boden“ war das Thema. Dazu ist mir viel eingefallen, Ideen wie eine möglichst feine Kommunikation, unsichtbare Hilfen, aber auch ganz klassische Bodenarbeit, Seitengänge und die Arbeit aus dem Sattel heraus.
Ich wurde nicht enttäuscht, alle diese Themen wurden an diesem Tag besprochen, aber anders als erwartet. Ich möchte hier keine Zusammenfassung des Seminarablaufs schreiben, ich würde jedem ans Herz legen selbst einmal ein Seminar bei ihnen zu besuchen, es lohnt sich auf jeden Fall. Zu dem von mir besuchten Thema wird es bald auch noch ein eBook der drei geben, so dass jeder, der nicht zu einem Seminar kommen konnte, auch an die Informationen kommen kann. Wenn es soweit ist, berichte ich euch gerne nochmal kurz darüber.
Was ich euch aber gerne erzählen möchte, ist mein persönlicher Eindruck und etwas über das Feeling welches ich danach mit nach Hause genommen habe! Alle drei arbeiten mit positiver Verstärkung und einem Clicker bzw. Markerwort. Das ist an sich kein neues Thema für mich und ich denke viele haben bereits davon gehört oder arbeiten selbst bereits so. Das Thema geht für die drei aber weiter als nur ein recht technisches Ausbildungskonzept mit klarer Bestärkung. Nämlich dann, wenn Emotionen ins Spiel kommen. Echt gefühlte Emotionen. Die spüren unsere Pferde sehr deutlich und motivieren sie ungemein. Da haben wir dann plötzlich eine ungeahnte Leichtigkeit im Zusammensein, egal ob am Boden oder im Sattel, egal ob schwierige Lektionen oder im Alltag.
Das Zusammensein mit dem Pferd ist ein Geben und Nehmen, eine Partnerschaft. Doch in den allermeisten Fällen sind wir Menschen es, die fordern und den aktiven Part in dieser Rolle haben. Alessa zeigte mit Katis Pferd Gavião sehr eindrucksvoll was passiert, wenn sich die Rollen tauschen. Sie nahm absichtlich den passiven Part ein und schaute, wo die Reise hinging. Eine super spannende Idee! Mithilfe der positiven Verstärkung, welche für Gavião bereits normal ist, spielten die beiden auf der Wiese und er schenkte Alessa schließlich sein volles Vertrauen indem er sich vor uns allen ablegte. Freiwillig, ohne dass sie ihm ein Kommando dazu gegeben hatte, er bot es ihr einfach als Idee an und sie freute sich mega darüber.
Neben den echten Emotionen und einem kreativen und mitdenkenden Pferd entsteht nebenbei ganz einfach die gewünschte Leichtigkeit. Kein Geziehe und Gezerre aneinander, keine Drohungen oder Bestrafungen machen Raum für positive Leichtigkeit. Ganz ähnliches durften wir dann auch bei Samirah und Melanie sehen, die als Gastschüler zusammen mit Miri arbeiteten. Schon beim Zuschauen merkte man die angenehme Ruhe und gute Stimmung zwischen den dreien. Samirah war zwar erst sehr angetan vom Gras, dank Vertrauensvorsprung, echten Emotionen und positiver Bestärkung zur richtigen Zeit dann aber mindestens genauso motiviert bei der Arbeit. Und da war sie dann auch wieder, die Leichtigkeit!
Kati brachte dann als Tierphysiotherapeutin nochmal einige wichtige Basics zur Sprache, denn ohne vernünftige Gymnastizierung wird kein Pferd lange gesund gearbeitet und „genutzt“ werden können. Ich finde das ist ein Thema, was man nicht oft genug ansprechen kann, denn bei aller Leichtigkeit und positiver Verstärkung, muss man dann auch den Weg ins Arbeiten finden in meinen Augen. Zumindest wenn man nicht nur „Teilzeit-Clickerer“ ist, der das für Zirkuslektionen nutzt, sondern positive Verstärkung wirklich leben will, so wie die drei. In dem Moment wo ich mein Pferd nicht nur auf der Koppel beobachte, sondern mit ihm zusammen Sachen unternehmen und erleben will, bin ich auch dafür verantwortlich, dass es das körperlich und mental bestmöglich machen kann.
Wie die Kombination aus positiver Verstärkung und Gymnastizierung ausssehen kann, zeigte Kati dann ganz toll mit ihren beiden Pferden. Das hinfiebern auf den richtigen Moment, den Moment indem das Markerwort ertönt, macht sowohl Mensch als auch Tier wirklich Freude. Sie hat es wie eine Art „Topfschlagen“ beschrieben, was ich ein wirklich schönes Bild dazu finde. Denn genau dort hört technische Dressierung für mich auf und die Freude, das emotionale Bestärken tritt ein. Das macht einen großen Unterschied fürs Pferd aus.
Es mag sein, dass es dann nicht mehr dem klassischen Konditionieren entspricht, aber ist es damit die schlechtere Wahl für das eigene Pferdetraining?
Der kleine Toby machte schließlich den Abschluss und zeigte nochmal eindrucksvoll, dass auch verfressene Shetlandponys auf der Wiese motiviert mitarbeiten können, wenn man es richtig macht. Und das ganz ohne Zwang und Druck, sondern indem sie ihm wirkliche Alternativen angeboten haben.
Ich erzähle das so genau, weil ich es so wundervoll zu sehen fand, dass es auch einen anderen Weg gibt, als es leider viel zu oft mittlerweile zu sehen ist. Eine Form bedingungslosen Umgangs, der nicht durch zu hoch gesetzte Ziele und eine erzwungene Herangehensweise geprägt ist. Es mag sein, dass diese Art länger dauert, bis man ein vergleichbares Ergebnis hat, aber der Ausdruck des Pferdes wird dabei ein ganz anderer sein und die Beziehung untereinander sowieso.
„Es sich leicht machen“ ist ein verpönter Satz und negativ besetzt, wie Alessa nochmal aufgriff. Doch wieso ist das so? Nur beschwerliche, müßige Wege sind heldenhaft? Nein, das ist Quatsch, auch in meinen Augen. Besonders wenn es um die Zusammenarbeit mit Tieren geht, sollten wir Menschen immer den einfachsten Weg wählen. Tiere würden es sich nicht unnötig schwer machen, das ist vielleicht ein menschengemachtes Ideal und es steht jedem frei sich selbst so zu quälen, aber beim Training mit dem Partner Pferd sollten wir uns davon frei machen!
Ich kam also in eine kleine rosa Wolke gehüllt von diesem zauberhaften Seminar zurück und fühlte mich einerseits in meinem Gefühl bestärkt, mit echten Emotionen zu arbeiten, andererseits aber hinterlässt so ein Tag natürlich immer viele Fragen und ich bin ein Mensch der alles und vor allem sich selbst ständig hinterfragt und optimieren will.
Kann ich nicht auch noch mehr Leichtigkeit in die Arbeit mit den Ponys bringen? Natürlich kann ich! Ich glaube jeder kann das. Leichtigkeit hat kein Limit. Besonders Trylle hat uns darin schon deutlich geschult, er verträgt bzw. erträgt Druck viel weniger als die beiden Ponys. Das öffnet einem schnell die Augen, was dann wiederum auch den Ponys zugutekommt.
Wer nun ganz angetan von meinem Bericht über Horsebond mit Miri, Alessa und Kati ist, dem möchte ich das eBook zu den ersten Seminaren der drei ans Herz legen. „Kommunikation – Inspiration – Motivation“, es gibt einen tollen Einblick in die Arbeitsweise der drei und beschreibt neben der Kommunikation mit dem Pferd auch Themen wie Freiarbeit und gymnastizierende Bodenarbeit. Ihr bekommt es >hier<.
Vielen Dank für die Einladung zu diesem tollen Seminar!
[…] wünscht sich einen spielerischen Umgang mit seinem Pferd und Leichtigkeit im Zusammensein. Und genau das kann über positives Pferdetraining erreicht werden. Dazu gehört aber […]