Sie sind klein, witzig, günstig, süß und ja so unkompliziert! Shetlandponys. Nicht verwunderlich also, dass so viele Menschen sich in sie verlieben und immer mehr Pferdebesitzer sich als zweites Pferd ein kleines Shetty anschaffen. Diesen Trend meine ich schon eine ganze Weile beobachten zu können.
Wieso kauft man sich kein zweites Reitpferd?
Shettys sind oft deutlich günstiger in der Anschaffung als ein Großpferd, meist auch in der Haltung. Viele kaufen das kleine Pony als Beisteller, wahrscheinlich kostet es sie dann nur wenige Euros oder sogar garnichts zusätzlich für die Unterbringung. Zudem sind sie günstiger in der Unterhaltung. Die Kleinen fressen logischerweise deutlich weniger und viele Schmiede verlangen fürs Ausschneiden nicht den vollen Preis. Außerdem gelten sie als äußerst robust, Tierarztbesuche können so auf das Impfen beschränkt werden. Da sie kaum genutzt werden, kann man sich Physiotherapeuten, Osteopathen usw. auch gleich sparen. Praktisch.
Zudem drängt sich oft das Gefühl auf, dass sie nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen wie ein Großpferd. Die Leute fühlen sich einem Shetty nicht in dem Maße verpflichtet, wie ihrem Großen. Bei dem wird stets drauf geachtet, ihn im regelmäßigen Training zu halten, viel Abwechslung zu bieten und nach Möglichkeit täglich zu bewegen. Zum einen natürlich weil das Spaß macht, zum anderen aber auch, damit das Pferd gut bemuskelt und gymnastiziert ist und nicht zu dick wird. Dieser Verantwortung werden aber leider die wenigsten Menschen auch ihrem Shetty gegenüber gerecht!
Die Kleinen haben das gleiche Recht auf Beschäftigung, Aufmerksamkeit und Bewegung. Es sind so unglaublich clevere Tiere, die gefordert und gefördert werden möchten! Ein muskulöser und gut gymnastizierter Körper hält sie gesund, genau wie jedes andere Pferd auch.
Ich nehme Faxe genauso ernst wie Merlin. Beide haben sicherlich auch mal frei, aber ich bevorzuge Merlin nicht, wenn ich mal nicht so viel Zeit habe. Faxe hat zu lange Kniebänder, ein Problem das viele Shettys haben. Er muss sich schon deswegen ganz regelmäßig viel bewegen, sonst springt seine Kniescheibe heraus. Zudem sind die Kleinen sehr anfällig für Hufrehe, etwas das bei gutem Fütterungsmanagement und Bewegung meist verhindert werden könnte.
Viele verkünden direkt bei der Anschaffung eines Shettys ganz euphorisch was sie alles vorhaben mit dem Kleinen. Auf keinen Fall soll es nur ein Beisteller und Rasenmäher sein. Bodenarbeit, Zirkuslektionen und natürlich Kutsche fahren soll täglich auf dem Programm stehen! Die ersten Tage wird auch fleißig laufen gelassen, damit es sich erstmal alles anschauen kann und man sich gegenseitig kennenlernt. Dann werden die ersten kleinen Tricks beigebracht, versucht zu longieren, was Wunder oh Wunder, die meisten Shettys gar nicht kennen und versucht am Langzügel zu arbeiten. Witzigerweise würde niemand auf die Idee kommen, sein junges Reitpferd nach zwei Wochen schon am Langzügel vorstellen zu wollen. Bei Shettys ist das irgendwie anders, ungefährlicher vielleicht?
Schaut man sich die Arbeit ein paar Wochen nach Einzug des kleinen Ponys an, fällt sehr oft auf, dass alles etwas abgeebbt ist. Man hat sich daran gewöhnt, dass alles süß und klein ist. Es kommt nicht selten die Erkenntnis, dass klein und süß aber nicht alles ist. Viele Shettys entpuppen sich zu wahren Terrorzwergen, rüpeln bei der Bodenarbeit, arbeiten an der Longe eher gegen einen als mit einem und haben entdeckt, dass Steigen und Spanischer Schritt sich auch super gegen den Menschen einsetzen lassen. Sowas wird von den Besitzern natürlich ungern öffentlich zugegeben, aber wer mal etwas genauer zwischen den Zeilen liest, wird es vielleicht auch entdecken.
Von nun an gibt es natürlich immer weiter Fotos des niedlichen strubbeligen Ponys, das sich zum Glück wenigstens super mit dem Großpferd versteht. Romantische Fotoshootings, Freilaufbilder, Koppelfotos und natürlich jede Menge Failbilder werden gezeigt, da können die Kleinen immer mit punkten.
Insgesamt gewinnt eine Facebookseite auf magische Art und Weise viele neue Anhänger, sobald ein Shetty einzieht. Man hat es mit den Kleinen da auch erheblich einfacher, es wird von Zuschauern einfach nicht so sehr auf die Details geachtet. Fett? Nein es ist doch normal, dass Shettys kräftig sind, das ist die Rasse. Die Ausrüstung sitzt nicht perfekt? Naja, es reitet ja keiner, da fällt das alles nicht so ins Gewicht.
Wieso ich das alles hier aufschreibe? Weil ich mir wünsche, es würde reflektierter über die Anschaffung nachgedacht werden. Wenn jeder sein Shetty genauso ernst nehmen würde, wie das große Reitpferd, würden die Leute erkennen, dass das ganz schön viel Arbeit ist. Es würde schon bei der Anschaffung mehr darauf geachtet werden, ein wohlerzogenes und gesundes Tier zu kaufen. Ich würde fast wetten, über die Hälfte würde sich schließlich doch ein Pferd in reitbarer Größe anschaffen. Wenn es schon die gleiche Arbeit macht, will man es doch wenigstens in vollem Umfang nutzen können. Gar nicht so abwegig der Gedanke.
Also bitte überlegt euch die Anschaffung eines kleinen, süßen Shetlandponys genauso intensiv, wie die eines großen Pferdes. Fragt euch ehrlich, warum es ein Shetty sein soll und bedenkt auch, dass man für größere Tiere deutlich leichter eine Pflege- und Reitbeteiligung findet, wenn man selbst mal nicht genügend Zeit aufbringen kann. Seid dabei vor allem ehrlich zu euch selbst. Ist die Zeit für ein zweites junges Pferd wirklich da und habe ich genügend Erfahrung oder bin ich bereit Geld in guten Unterricht zur weiteren Ausbildung zu investieren? Manchmal ist ein Rentnerpferd als Beisteller vielleicht die bessere Wahl, als ein junges Shetty.
Für alle die bereits ein oder mehrere Shettys besitzen, wünsche ich mir, dass sie mal in einem ruhigen Moment in sich gehen und sich ehrlich fragen, ob sie dem kleinen Pferd so gerecht werden, wie anfangs gedacht und vor allem, wie es vielleicht eigentlich möglich und nötig wäre. Warum nicht mal eine Unterrichtsstunde in Doppellonge oder Langzügelarbeit mit dem Kleinen besuchen? Oder für eine Gelassenheitsprüfung trainieren? Einen kleinen Wanderfahrurlaub planen oder zusammen wandern gehen? Oder einfach an der Grundausbildung am Boden weiter arbeiten, wie mit einem potentiellen Reitpferd auch. Ihr werdet entdecken, wie viel mehr in eurem Shetty steckt!
Ja, auch ich besitze ein Shetty und auch ich finde ihn süß und toll. Ich werde ihm vielleicht auch nicht immer so gerecht, wie ich es mir wünschen würde und besser gefördert, würde Faxe sicherlich noch mehr über sich hinaus wachsen. Aber ich habe das Gefühl, mir meiner eingegangene Verantwortung bewusst zu sein. Vielleicht steht mir nicht zu, so etwas öffentlich zu sagen, aber es steht jedem frei, ob er sich hiermit angesprochen fühlt.
[…] Mai 2013 bei uns. Immer wieder bekam ich die Frage, wieso man sich so ein kleines Pony anschafft, warum denn kein großes Reitpferd? Doch fangen wir von vorne […]
Ich bin vor vier Jahren an meinen Shetty Wallach durch eine spontane Entscheidung gekommen. Ich litt an starken Depressionen und suchte nach der Möglichkeit wieder mit Pferden zusammen zu sein. Meine Wahl fiel auf einen wunderschönen, scheuen und wilden Shettyhengst. Eine Wahl, die ich nie bereute. Damals war er ein Jahr alt und frisch von der Fohlenweide. Wir haben alles gemeinsam erarbeitet und ich kann sagen, wir kennen uns in und auswendig. Als ich mich dafür entschied wieder ein Pferd zu haben, wusste ich, ich würde sowieso nicht mehr reiten und interessierte mich für das Fahren. Hier schien ein Shetlandpony die Wahl schlechthin zu sein. Allerdings musste ich feststellen, dass man als Shettybesitzer nicht sehr ernst genommnen wird. Ich hatte sogar Schwierigkeiten einen Pensionsstall für meinen Kleinen zu finden. Ich suchte 1 Jahr vergeblich. Ein Shetty einzustellen lohnt nicht!? Auch die passende Ausrüstung zu bekommen stellte sich als Fallstricke heraus.
Ich würde mich immer wieder für ein Shetland Pony entscheiden, meiner ist mein Freizeitpartner und Freund. Ich kann aber jedem nur raten diese Entscheidung gut zu bedenken, denn in Puncto Kosten nimmt sich ein Shetty zu einem größeren Pony nicht viel. Meine Stallmiete beträgt 2/3 des Großpferdepreises, Hufschmied, Tierarzt keine Kostenunterschiede und Zubehör, wie Fahrgeschirr, Kappzaum, Longiergurt sind Maßanfertigungen, weil es hier eben nichts von der Stange gibt, dass man hochwertig nennen könnte. Shettys fordern in puncto Fütterung ein großes Know How, da sie eben viel leichtfuttriger als ihre großen Kollegen sind. Wer sich bewusst für ein Shetty entscheidet, soll immer das Beste für sein Pferd wollen und es nicht wie ein Pferd zweiter Klasse behandeln, nur weil es eben nicht geritten werden kann. Vielen Dank für den schönen Bericht. Ich hoffe, dass es in Zukunft mehr verantwortungsbewusste Shettybesitzer gibt.
ich habe 2 dieser gewaltige rasse !!und wehe dem der irgend was sagt wie”rasenmäheröder “beistellpony””der kriegt eine dermasse belehrung von mir…..die shetlander sind die ältesten und starksten rasse..usw..usw…von der welt und noch so ein paar dinge mehr erkläre ich dann.(freundlich aber sehr bestimmt)……bei und im stall haben meine 2 erbsen allen eines besseren belehrt……ich tu beide longieren/doppellongieren/spazieren/dual-aktivieren/ der álteste geht super vor der kutsche..beide springen,sauberer als manche grosse…..sie sind unglaublich lernfähig und super schlau……ziemlich deutlich oder??ich lieiebe diese “kleinen””von wegen rasenmäher……………………………..
Ich habe ein Pflegepony, welches ein Minishetty ist. Da er aber schon älter ist darf ich nicht so viel auf einmal von ihm verlangen. Ich versuche so viel verschiedenes so oft wie möglich mit ihm zu machen. Auch wenn das bedeutet, dass ich ihn mal nur putze. Aber das ist für uns beide entspannend.
Maxu ist ein sehr willen starkes Pony. Ich merke auch wie er ausgeglichener ist.
Als ich anfing mit ihm zu arbeiten kannte er keine Grenzen. Es war ihm alles egal außer fressen. Und heute, nach knapp 1 ½ jahren achtet er schon sehr darauf was ich mache.
Wir haben eine gute Beziehung aufgebaut und ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben.
Ich hoffe, das jedes Minishetty einen liebevollen Menschen findet, der sich um sie kümmert!
Super Text, kann ich nur voll unterstützen!!!
Ich bin mit meinem CLASSIC Shetty (also einer eher neueren Rasse, wen interessiert kann gerne mal Google benutzen ^^) zusammen groß geworden, sie war noch sehr jung und ich auch und wir kamen gar nicht mit einander klar, mittlerweile, seit ich nicht mehr reite, ist unser Verhältniss viiiieeel besser, ich habe mich mehr informiert und versuche, ihr mindestens jeden zweiten Tag Bewegung zu geben (was neben der Schule ganz schön schwerfällt). Sie steht aber auch in einem Offenstall, mit genügend Auslauf und mein Gewissen ist nicht ganz so stark belastet ^^.
Also ja, was ich eigentlich sagen wollte, ich kann dich voll und ganz verstehen und möchte das nur unterstützen!!!
Danke, endlich mal jemand der sich für die Shettys und ihre Ansprüche stark macht. Super.
Ein Artikel, der sowasvon aus dem Herzen spricht ! Ich hätte es nicht besser formulieren können ! Einfach nur richtig !!!
Ich habe 4 Zwerge und bin mir meiner Verantwortung auch bewust. Meine kleinen machen Sachen von denen die meisten garnicht wissen daß Shettys sowas auch können.
Endlich hat jemand seine richtigen Gedanken auf ehrliche weise aufgeschrieben und Spricht mir damit aus der Seele. Ein sehr guter Artikel.