Meine Ausbildung zur THP

Nach meinem Abitur 2009 wusste ich, im Gegensatz zu vielen meiner Mitschüler, nicht was ich nun mit meinem Leben anstellen wollte. Rückblickend wäre es wahrscheinlich am besten gewesen ein FSJ oder FÖJ zu machen damals, ich suchte mir dafür erstmal einen Aushilfsjob im Einzelhandel und wollte mir klar werden, was ich möchte. Meine Eltern waren mäßig begeistert, wie man sich wohl vorstellen kann, ließen mich aber machen.

Immer wieder überlegte ich hin und her zwischen den verschiedensten Möglichkeiten. Ich wollte studieren, das Abi sollte schließlich nicht umsonst gewesen sein. Mit den Leistungskursen Mathe und Biologie waren Naturwissenschaften naheliegend, aber so wirklich sprach es mich nicht an. Geschichte und Germanistik interessierten mich, aber was soll man damit nachher machen? Lehrer wollte ich auf keinen Fall werden. Und dann waren da noch die Tiere, ein Hobby, das sich schon seit ich klein war immer durch mein Leben gezogen hat. Meine Eltern sagen, ich wollte früher Tierärztin werden. Ich kann mich da nicht dran erinnern, finde es auch einen fast schon mechanischen Beruf und Operationen, Kastrationen, Impfen und Entwurmen war nicht so wirklich meine Zukunftsvorstellung.

Ich kann heute nicht mehr sagen wie ich genau auf die Idee kam, aber plötzlich war es total klar für mich: Ich will Tierheilpraktikerin werden! Etwas mit Tieren, aber ein ganzheitlicher Ansatz. Man kann sich in verschiedenste Bereich entwickeln und muss sich nicht direkt auf Groß- oder Kleintiere festlegen. Also machte ich mich auf die Suche nach Ausbildungs- oder Studiumsmöglichkeiten und fand die verschiedensten Angebote. Das meiste wird als Fernstudium angeboten, wobei es sich um private Schulen handelt, denn der Beruf des THP unterliegt keiner gesetzlichen Regelung und die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Man kann sich also auch ohne jede Ausbildung so nennen und darin arbeiten. Viele Anbieter werben mit einer „staatlichen Zulassung“, diese bezieht sich aber auf die Fernstudiengänge allgemein, nicht auf die spezifischen Inhalte der einzelnen Angebote!

Mir waren dabei vor allem zwei Dinge wichtig: Ich wollte einen Praxisanteil haben, denn das Arbeiten am Tier sollte auch praktisch geübt werden in meinen Augen und ich wollte möglichst viele verschiedene Methoden kennenlernen. Bei vielen Ausbildungen zum THP wird zwar das fachliche wie Anatomie, Physiologie der Tiere usw. vermittelt, aber man bekommt kein konkretes Handwerkszeug vermittelt mit welchen Therapieformen man dann auch wirklich praktisch am Tier arbeiten kann. Das bleibt dann danach jedem selbst überlassen. Ich wollte aber gerne auch das „vernünftig“ lernen.

So bin ich schließlich beim „Bildungswerk für therapeutische Berufe“, kurz BTB, gelandet, da meine Wünsche dort recht gut abgedeckt wurden, ich auch verspätet im Dezember noch anfangen konnte und es bezahlbar war. Diesen Punkt darf man nicht unterschätzen, eine Ausbildung/Studium zum THP muss bezahlt werden und es kostet nicht gerade wenig, schwankt aber je nach Anbieter auch erheblich. Es war allerding keine durch und durch überlegte Entscheidung fürs BTB, es hätte auch etwas anderes werden können, da möchte ich nun keine konkrete Empfehlung für aussprechen, dafür habe ich mir die anderen Anbieter gar nicht gut genug angeschaut alle und das Angebot hat sich mittlerweile auch nochmal sehr erweitert.

Beim BTB hat man die Möglichkeit direkt parallel oder anschließend an das Fernstudium „Tierheilpraktiker“ noch Zusatzqualifikationen in verschiedenen Methoden zu studieren. Hier entschied ich mich erstmal für die für mich damals klassischste Methode, die Homöopathie und fing damit im Dezember 2009 mein Studium zum THP und Veterinär-Homöopathen an. Im Herbst 2010 studierte ich zusätzlich noch Kräuterheilkunde für Tiere und machte im Sommer 2011 meine Ausbildung zum Veterinär-Bachblütentherapeuten. Danach studierte ich noch Kräuterheilkunde für Menschen, da dieses Thema mich am meisten von allen interessierte und ich es auch für Menschen sehr sinnvoll fand. In dieser Zeit fuhr ich immer wieder zu den verschiedensten Praxisseminaren und Fortbildungen, lernte eine Menge verschiedener Menschen und Ideen kennen. Seit Herbst 2012 bin ich fertig beim BTB und bin nun gelernte Tierheilpraktikerin, Veterinär-Phytotherapeutin, Veterinär-Homöopathin, Veterinär-Bachblütentherapeutin und Human-Phytotherapeutin. Ich habe mich bewusst gegen Tierpsychologie und Akupunktur entschieden.

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Ich habe viele interessante Menschen und Methoden kennengelernt, manches beeindruckte mich zu tiefst, mit anderem kann ich mich bis heute nicht anfreunden. Ich habe einen Hang zu Naturwissenschaften, deswegen sagt mir Kräuterheilkunde so zu denke ich. Einige Dinge sind mir „zu abgedreht“, zu esoterisch, zu wenig zu belegen, als dass ich sie selbst erlernen wollte. Ich respektiere aber das allermeiste und denke, grundsätzlich muss man auch nicht alles erklären und empirisch belegen können, solang es funktioniert bzw. können wir einiges vielleicht jetzt auch einfach noch nicht erklären.

Ich habe bis heute allerdings nie als THP gearbeitet und habe es auch erstmal nicht vor. Ich studiere nun nochmal (ganz klassisch) Psychologie, vielleicht lässt sich das später mal kombinieren.

Leider finde ich es sehr schwer den Beruf THP einzuschätzen, auch da es eben keine geschützte Berufsbezeichnung ist, es gibt keine Qualitätskontrolle. Manche THP loben sich selbst in den Himmel und überschätzen sich leider dabei, andere trauen sich nicht, vernünftiges Geld für ihre Arbeit zu nehmen. Viele studieren es per Fernstudium nebenbei und bieten es dann später auch „so nebenbei“ an. Dann gibt es immer mehr Tierärzte, die, zum Teil ohne sich wirklich mit den Methoden auseinander zu setzen, ihr Angebot auch auf alternative Heilmethoden erweitern, ganz so wie der Kunde es wünscht. Das macht letztendlich den Ruf und den Markt kaputt und macht es vor allem sehr schwer in diesem Bereich Fuß zu fassen denke ich.

Mir persönlich haben diese Ausbildungen trotzdem viel gebracht, ich habe ein umfassendes Verständnis für meine Tiere bekommen, kann sie in vielen Bereichen individuell unterstützen und interessiere mich auch nach wie vor sehr für alternative Heilmethoden. Aber ich kann mich leider nicht mit allem identifizieren, was ich im Studium gelernt habe und könnte diesen Beruf daher auch nicht gut genug „verkaufen“. Ich würde es jederzeit wieder so tun, bin aber auch nicht traurig nun nochmal einen anderen Weg eingeschlagen zu haben. Solang werde ich mich weiter fortbilden in den verschiedensten Bereichen und vielleicht das ein oder andere Thema hier zum Besten geben.

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