Viel zu oft verlieren wir uns in negativen Gefühlen. Das ist leider auch oft im Reitsport, unserem Hobby, nicht mehr wirklich anders. Das Pferd ist schon wieder so schreckhaft wegen dem bisschen Wind heute, die Traversalen klappen nicht so schön wie die letzten Tage oder das Pony bleibt beim Putzen einfach nicht still stehen mal wieder…. Die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Doch wieso legen wir unseren Fokus eigentlich immer auf die Sachen, die gerade nicht so super laufen? Ich befürchte ein Stück weit ist das zum normalen menschlichen Verhalten geworden. Aber glücklicher macht es uns sicherlich nicht. Wieso versuchen wir nicht unsere Betrachtungsweise wieder gerade zu rücken? Es mag einem anfangs merkwürdig erscheinen, aber ganz schnell gewöhnt man sich an die positivere Sichtweise! Studien haben belegt, dass uns genau das glücklich macht: Dankbarkeit.
Ich versuche jeden Tag einen Moment, einen Umstand oder manchmal auch einen Gegenstand zu finden, für den ich dankbar bin. Man kann das für sich alleine im Kopf machen, es täglich aufschreiben oder ein Foto davon machen, ganz wie man möchte. Etwas Nachhaltiges wie Schrift oder Bild ist noch dazu eine tolle Erinnerung und muntert einen in schlechteren Momenten etwas auf. Man wundert sich, wie schnell man nicht mehr nach Sachen suchen muss im Leben, sondern sich kaum entscheiden kann, was das Beste heute war.
Das gleiche möchte ich nun auch in Bezug auf die Ponys machen. Ich verbringe so viele Stunden mit ihnen und erinnere mich manchmal doch nur an die Sachen, die nicht optimal liefen. Dabei sollte die Zeit uns doch bereichern, sowohl uns Menschen, als auch die Pferde! Schlechte Laune kommt ungefiltert bei den Pferden an, damit ziehen wir sie also genau herunter wie uns selbst. Und alles nur, weil wir auf die falschen Sachen achten? Es ist so einfach, ein zufriedeneres Leben für Pferd und Mensch und das gemeinsame Zusammenleben zu schaffen. Wir müssen nur damit anfangen unsere Sichtweise zu ändern.
Ich bin zum Beispiel dankbar dafür geworden, wie unkompliziert meine beiden Ponys sich im Alltag verhalten. Wenn ich sie auf die Koppel bringe, bekommen beide ihr Halfter um, ich nehme die beiden Stricke in eine Hand und laufe los. So bleibt die andere Hand frei um noch etwas mitzunehmen, das Tor zu öffnen der sonstiges. Sie trotten entspannt mit mir mit, ziehen nicht am Strick, lassen sich nicht hinterherschleifen, bleiben stehen, wenn ich stehen bleibe und weichen aus, wenn ich das Tor öffne. Herrlich! Manchmal bringe ich andere Pferde raus, da ist es schon eine Kunst nur ein Pferd sicher an die richtige Stelle zu befördern. An zwei und dann auch noch mit einer Hand wäre gar nicht zu denken. Das habe ich mir aber bisher nie so vor Augen geführt, ich habe es einfach als selbstverständlich genommen. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die man viel mehr schätzen sollte.
Dazu kommen natürlich noch die kleinen, aber doch besonderen Momente. Manchmal komme ich in den Stall und die Ponys liegen entspannt in der Sonne. Meist schauen beide kurz hoch, sehen mich und dösen weiter. Das ist nicht respektlos oder frech, sie vertrauen mir, sie wissen, dass ich sie nicht gleich hochscheuche oder ihnen sonst was blüht. Ich kann dann in Ruhe meine Sachen auspacken, ihnen etwas zusehen oder mich zu ihnen setzen. Einer von uns dreien beschließt dann irgendwann, dass man vielleicht doch noch etwas anderes als herumliegen machen könnte und steht auf. So entspannt kann das sein und ich bin so dankbar für dieses Vertrauen und diese kleinen Momente der Ruhe. Nichts tun und trotzdem eine schöne Zeit zusammen haben.
Zudem darf man den Gesamtumstand, dass diese großen Tiere so freundlich und kooperativ mit uns Menschen sind, die meisten uns auf ihrem Rücken brav durch die Gegend tragen oder in einem Wagen hinter sich her ziehen und das in der von uns vorgegebenen Form, nicht vergessen! Wobei ich ehrlich sagen muss, dass mir bisher jeden Tag noch ein Sahnehäubchen oben drauf aufgefallen ist, für das ist dankbar bin.
Ich habe das Gefühl, durch diese Übung offener durchs Leben zu gehen und wirklich glücklicher zu werden langsam. Ich wünsche mir, gerade dieses Gefühl auch noch etwas mehr mit zu den Ponys nehmen zu können, denn vielleicht bereichert es auch ihr Leben. Auf jeden Fall hilft es mir, die kleinen Störfaktoren besser in ein Gesamtbild einzuordnen und mich dadurch nicht so darüber zu ärgern und sie vor allem nicht die Oberhand in unserem Zusammensein gewinnen zu lassen. Das alles nur durch ein bisschen Dankbarkeit.
Wenn es doch so einfach ist uns selbst glücklicher zu machen und fröhlicher und gerechter mit unseren Tieren umzugehen, wieso fällt es uns dann so schwer? Das kann ich leider nicht umfassend erklären, aber ich möchte jeden dazu ermuntern, es selbst einmal auszuprobieren und bewusst jeden Tag wenigstens für eine Sache oder eine Situation dankbar zu sein. Eine positive Veränderung ist manchmal schon nach wenigen Tagen, manchmal auch erst nach ein paar Monaten festzustellen, aber es lohnt sich in jedem Fall.
[…] Jeder Tag, an dem ich nicht kommen kann, steht er nur herum. Urlaub kann zwar geplant werden, aber was ist, wenn mir etwas passiert und ich richtig ausfalle oder krank werde? Die Vorstellung alleine beunruhigt mich. Schnell wird einem klar, wie schön unkompliziert doch die beiden Ponys sind, die mit jedem raus und rein gehen, sich jederzeit halftern und verladen lassen und beim Schmied oder Tierarzt wegdösen, anstatt einen Aufstand zu proben. Vielleicht muss man den Vergleich erst selbst erleben, um das schätzen zu wissen? […]
[…] sich in Achtsamkeit zu üben beschreibt Lina von Nordfalben. Sie hat sich vorgenommen in Zukunft dankbarer zu sein. Um Dankbar sein zu können brauche ich zunächst eben auch eine gewisse Aufmerksamkeit und […]
Hallo, vielen dank für den tollen Text. Ich bin froh manchmal solche Anregungen zum nachdenken zu bekommen. Ich selbst lasse mich leider viel zu oft davon runterziehen wenn etwas nicht klappt, das übertrage ich dann unwillkürlich auf meine Stute. Manchmal gehe ich schon mit den Gedanken zum Stall was gestern nicht geklappt hat. Wir sind vor kurzem in einen neuen Offenstall umgezogen mit einer sehr großen Herde. In der meine Stute sich als jüngste plötzlich ganz neu finden muss. Das wühlt sie nervlich sehr auf, sie ist verunsichert. Leider bin ich nach 1 Jahr in dem sie nun mir gehört aber noch nicht ihr wirklicher Anker. Arbeiten klappt garnicht, sie ist mit dem Kopf ganz woanders. Das macht mich traurig, gerade in dieser Phase fällt es mir schwer die kleinen positiven Erfolge zu sehen . Zum Beispiel das Lina ohne weiteres mit mir in völlig unbekannten Gelände spazieren geht oder ausreitet. Das macht sie toll und total mutig!
Ich werde als Anregung aus deinem Beitrag nun jeden Tag die guten Momente aufschreiben und so positiver und optimistischer für Lina sein, damit wir auch diese Phase ohne so viel Tränen und Missmut meistern werden. Vielen Dank dafür 🙂
Liebe Grüße!